Elbow - "Audio Vertigo" | Feature, © Peter Neill
Elbow Peter Neill
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Elbow - "Audio Vertigo" | Feature

"We mellowed into our best selves": Warum die späten Alben die Besten sind

27.03.2024

Seit über zwanzig Jahren sind sie beste Freunde und Bandkollegen, haben ihre Jugend gemeinsam verbracht, erste Drogenerfahrungen geteilt, Preise gewonnen, sind in den Charts und auf den Bühnen der Welt gelandet: Die britische Rockband Elbow blickt mit ihrem zehnten Album „Audio Vertigo“ auf eine schwindelerregende Karriere zurück. Mit so viel Bandgeschichte auf dem Buckel liegt der Hang zur Nostalgie nahe. Und so ist „Audio Vertigo“ mehr denn je eine Hommage an die Künstler:innen ihrer Jugend: Jimmy Hendrix, Lou Reed oder die Beastie Boys.

Inzwischen sind die vier Männer aus Manchester ein eingespieltes Team. Doch auch nach all den Jahren sich nicht zu schade, Neues auszuprobieren. So unterscheidet sich Platte Nummer zehn nicht nur klanglich von seinen Vorgängern, auch den Schreibprozess sind sie anders angegangen. Statt ihre Platte Track für Track zu zu schreiben, bedienen sich die vier für „Audio Vertigo“ aus einem großen Haufen unfertiger Songs. Lassen Session für Session nur die Besten eine Runde weiter. So wird „Audio Vertigo“ zu einem besonders diversen Album – ohne einen einzigen schwachen Song. Frontmann Guy Garvey spricht im FluxFM Interview darüber, wie wichtig es ist, immer wieder die gemeinsame Arbeit zu reflektieren.

Guy Garvey über Gruppendynamiken
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Guy Garvey beschreibt die Gruppe wie eine Familie. Jeder kennt sich in und auswendig, weiß die Knöpfe der anderen zu drücken. Doch Garvey sagt auch: Er und seine Kollegen seien gut gealtert. Statt Verbitterung gibt es mehr Nachgiebigkeit - und weniger Wut. Das spiegelt sich auch thematisch auf der Platte wider. Zwar werden viele akute Probleme diskutiert, in erster Linie soll „Audio Vertigo" aber ablenken von der trüben Welt da draußen.

Guy Garvey über Songwriting und Ablenkung
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Den Sinn für Humor braucht es im Rückblick auf das eigene Leben. Neben politischen Unzulänglichkeiten lässt Guy Garvey schmerzliche private Erfahrungen, die Entdeckung seiner Sexualität und irre Ex-Beziehungen in diese Platte einfließen. Eine spannende Technik: Er bedient sich Abschreckungs-Szenarien: Das Hineinversetzen in besonders unsympathische Menschen hilft ihm, ein egomanisches Alias zu kreieren, das es für einige Songs braucht. Etwa für den reißerischen Post-Punk-Track “The Picture”, dessen Erzähler ein Leben ohne Liebe ertragen  muss. 

Guy Garvey über Negativvergleiche und Inspirationen
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Garvey kann sich glücklich schätzen. Und er weiß darum. So sehr er auf dieser Platte lyrisch nach den Sternen greift, die vergangenen 20 Jahre haben ihn bodenständig gemacht. Er weiß wo er hingehört - spricht mit großer Freude und Leichtigkeit von diesem Album, von dieser Band. Und vielleicht ist das das Geheimnis von „Audio Vertigo“, einer wunderbar nostalgischen und doch modernen Platte, die sich nicht ernst nimmt, musikalisch aber auf höchstem Niveau daherkommt.

Wir verlosen die LP Audio Vertigo auf Vinyl. Einfach beim unten aufgeführten Gewinnspiel teilnehmen.

Das Interview führte Mathilda Schiller.