Regisseur Simon Brückner zu "Eine deutsche Partei" | Interview, © FluxFM / Constanze Kaul
Zwei Jahre lang hat Regisseur Simon Brückner die sogenannte AfD für den Film Eine deutsche Partei begleitet. FluxFM / Constanze Kaul
  • Highlight
  • Interview
  • App

Regisseur Simon Brückner zu "Eine deutsche Partei" | Interview

Doku über rechtsgerichtete "Alternative für Deutschland"

07.06.2022 Ron Stoklas

Wie tickt die selbsternannte Alternative für Deutschland, wenn im innersten Partei-Kreis hinter verschlossenen Türen gesprochen wird? Genau das ist im Dokumentarfilm Eine deutsche Partei zu sehen. Im Februar feierte der Film bei der diesjährigen Berlinale Premiere – kommende Woche Donnerstag, am 16. Juni, läuft der Film im Kino an. Vorab haben wir mit Regisseur Simon Brückner über die Arbeit am Film gesprochen.

Das Interview mit Simon Brücker vom 07. Juni 2022 zum anhören:
00:00
16:12

Simon Brückner: Film bildet Entwicklung der Partei ab

FluxFM: Zwei Jahre lang hast du die sogenannte AfD begleitet. Dabei hast du immer die Kamera laufen lassen. Bei Wahlkampfevents, internen Sitzungen, sogar bei Privattreffen mit bosnischen und US-amerikanischen Rechts-Nationalen. Nicht im geheimen, sondern offen. Wie hast du es geschafft, dass die Partei das erlaubt hat?

Simon Brückner: "Rückwirkend überrascht mich das manchmal selbst. Ich kannte jemanden, der in die Partei eingetreten war und der mich vorgestellt hat, bei einem kleinen Berliner Bezirksverband. Da habe ich das Projekt vorgestellt. Ich habe immer gesagt: 'Ich bin nicht euer Wähler. Ich gehöre nicht zu euch. Aber ich möchte eine möglichst differenzierte, tatsachengetreue Darstellung machen. Ich möchte euch zeigen, wie ihr seid. In einem beobachtenden Dokumentarfilm.' Da gab es dann von der anderen Seite eine kleine Offenheit. Ich habe gemerkt, dass dieses Gefühl der AfDler, dass sie sich missverstanden und nur polemisch dargestellt fühlen, dass es nicht nur eine taktische Oberfläche, sondern auch eine psychologische Realität ist. Und hier konnte ich gewissermaßen etwas anbieten."

FluxFM: Jetzt gibt es meist eine Motivation, wieso man einen Film zu einem speziellen Thema dreht. Wie war es bei dir: Warum hast du dich der AfD für diese Doku gewidmet?

Simon Brückner: Ich wollte eine Ergänzung machen, die einen Einblick in das gibt, was uns sonst verborgen ist. Den Innenraum der Partei. Um sie vielleicht auch besser zu verstehen. Um besser zu gucken, was da eigentlich los ist. Das war, glaube ich, die Motivation. Ansonsten haben wir natürlich die Dinge im Film so kollagiert, dass gewisse Sachen unübersehbar nach vorne treten. Und insofern war unsere Position als Filmemacher natürlich nicht neutral, aber die Beobachtung ist erst einmal pur.

FluxFM: Zwischen 2019 und 2021 hast du die Partei begleitet. Mehr als 500 Stunden Filmmaterial sind entstanden. Wie hast du das sortiert und entschieden, was am Ende in den Film kommt?

Simon Brückner: Unser erstes Kriterium war immer, dass sich in jeder Szene mehr und weniger zeigen muss, als das, was die Protagonisten zeigen wollen. Da muss sich etwas entblättern. Ein anderes Kriterium war, dass wir immer genau sein wollen. Wir wollten nicht diffamieren. Das ist auch nicht nötig. Das erledigen die Protagonisten in vielerlei Hinsicht auch ganz gut selber. Wir stellen die Genauigkeit und die Komplexität über den Willen der absoluten Zuspitzung, weil wir glauben, dass da interessante Ansatzpunkte für die Analyse sind. Aber am Ende musste natürlich auch das rein in den Film, was deutlich macht, dass es da diese Brüche mit dem liberal-demokratischen Konsens bis hin in die krasseste Radikalität gibt. Dass sie überall da raus dringen und sich auch immer mehr durchsetzen. Insofern bildet der Film dahin gehend auch die Entwicklung der Partei mit ab.

Das komplette Gespräch von FluxFM-Moderator Ron Stoklas mit Regisseur Simon Brückner könnt ihr euch oben auf dieser Seite anhören.

Die Doku Eine deutsche Partei läuft ab dem 16. Juni 2022 im Kino. Das Interview mit Simon Brückner wurde am 07. Juni 2022 im Rahmen der Sendung Stadt.Land.Flux. ausgestrahlt.