Streit ums Steuben-Denkmal in Potsdam: Rückkehr auf den Platz?
Wie gedenken wir historischen Persönlichkeiten? Das Steuben-Denkmal wirft in Potsdam alte und neue Fragen auf.
12.05.2025 Matti Geyer
Potsdam streitet über das Steuben-Denkmal – Wo gehört Erinnerung hin?
Potsdam ist reich an Geschichte – an fast jeder Straßenecke stößt man auf historische Spuren. Eine davon führt zum preußisch-amerikanischen General Friedrich Wilhelm von Steuben. Ihm zu Ehren gibt es in der brandenburgischen Landeshauptstadt nicht nur ein Denkmal, sondern seit Kurzem auch wieder den Steubenplatz. Beides war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden – das Denkmal wurde inzwischen rekonstruiert, allerdings steht es aktuell etwas versteckt eine Straße weiter, vor Müllcontainern. Ob es wieder auf den neu geschaffenen Platz zurückkehren soll, sorgt in Potsdam derzeit für eine kontroverse Debatte.
Friedrich Wilhelm von Steuben war ein aufgeklärter Militärreformer, enger Vertrauter von George Washington und spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau der US-amerikanischen Armee während des Unabhängigkeitskriegs. Steuben war zudem offen homosexuell – ein Aspekt, der ihn heute auch zu einer bemerkenswerten historischen Figur für die queere Erinnerungskultur macht.
Die Diskussion um seinen angemessenen Platz in der Stadt spaltet Meinungen. Befürworter wie Ex-Außenminister Sigmar Gabriel und der frühere Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs plädieren für eine Rückführung auf den Steubenplatz. Das Fachgremium für Erinnerungskultur äußert hingegen Bedenken: Man fürchtet, dass ein zu imposantes Denkmal Steuben über andere wichtige Persönlichkeiten, wie etwa Otto Braun, hinausheben könnte – obwohl sich ihre Denkmäler gar nicht direkt gegenüberstehen.
Ein Kompromissvorschlag: Das Denkmal könnte mit einer erklärenden Informationstafel versehen und dann auf den Platz versetzt werden. Doch entschieden ist noch nichts – die Stadtverordnetenversammlung muss final abstimmen.
Bis dahin bleibt Friedrich Wilhelm von Steuben weiterhin an seinem derzeitigen Standort – mit Blick auf Müllcontainer statt Ehrenplatz. Die Frage aber bleibt: Wie und wo wollen wir heute Geschichte sichtbar machen?