"Die Verbliebenen vom Tempelfeld" - Buch über das Tempelhofer Feld | Ariel Magnus im Interview
der argentinische Autor Ariel Magnus im Gespräch über seinen Roman, sein deutsches Literaturdebüt und das Tempelhofer Feld
26.08.2025 Ron Stoklas
Seit mehr als 300 Jahren ist das Tempelhofer Feld Teil der Berliner Geschichte - als Paradeplatz der preußischen Armee, als Hauptstadtflughafen oder als Freizeitfläche. Seit kurzem ist es auch Schauplatz des Romans Die Verbliebenen vom Tempelfeld.
Im Buch des argentinischen Autors Ariel Magnus geht es um das Gefühl des Feldes - erzählt aus der Sicht von vier Personen, die in gewisser Weise dort gestrandet sind. Darunter ein syrischer Flüchtling, der im dortigen Containerdorf zurückbleibt, quasi vergessen von den Behörden. Für Magnus eine spannende Ausgangslage, wie er im Gespräch mit FluxFM-Moderator Ron Stoklas erzählt.
"Das Tempelhofer Feld finde ich genial, aber über Skater zu sprechen, ist nicht mein Ding. Ich brauchte Leute mit einem interessanten Leben - vom Feld und außerhalb vom Feldes. Und das finde ich immer wieder bei Angekommenen in Berlin. Also nicht bei Berlinern selbst. Als ich diese Tempohomes sah, und ich habe die auch besichtigt, darüber wollte ich schreiben!" - Ariel Magnus
Hier geht es Magnus darum zu betrachten, was das Containerdorf für das Feld, für Berlin, aber auch für Deutschland und Europa bedeutet. Der Argentinier ist als Nachfahre deutsch-jüdischer Vertriebener in Buenos Aires geboren und in den späten 1990ern zum Studium nach Deutschland gekommen. Nachdem er in Heidelberg gelebt hat, ging es für ihn für mehrere Jahre in die Hauptstadt - also, bevor das Feld für alle zugänglich war.
"Ich habe in Berlin bis 2005 gelebt und dann bin ich nach Buenos Aires zurück. Mein Bruder blieb hier und hat mir immer wieder Fotos von diesem Feld geschickt. Ich meinte: Was ist das? Ich muss das kennenlernen! Und als zurückkam, 2020, da habe ich im Schillerkiez gelebt und bin jeden Tag dort gelaufen und habe mir gesagt: Über diesen Ort muss ich schreiben!" - Ariel Magnus
Nachdem er bereits mehrere Bücher geschrieben hatte, wurde Die Verbliebenen vom Tempelfeld zu einer besonderen Herausforderung: Es ist das erste Buch von Ariel Magnus auf Deutsch. Statt wie sonst auf Spanisch zu schreiben, war für ihn von Anfang an klar, dass er es auf Deutsch schreiben muss.
"Das hat viele Vorteile, glaube ich. Da kann ich mir viele Wortspiele leisten und viel über die Sprache denken, wo ein reiner Muttersprachler nicht ankommen würde. Ich habe die Sprache in der Schule gelernt. Das habe ich gar nicht gemocht. Ich hasste die deutsche Sprache. Ich wollte es nicht lernen. Und seitdem ich hier lebe, habe ich mir gedacht: Jetzt will ich nicht unter der Sprache leiden, ich will die genießen! Ab dann konnte ich frei mit dem Deutschen umgehen und ich genieße die Sprache und ich schreibe und spiele damit." - Ariel Magnus
Dieses Spiel mit der Sprache, wie es Ariel Magnus nennt, fällt beim Lesen auf. Der argentinische Autor nutzt im Fall seines Romans eine ungewöhnliche Sprache. Ein Beispiel findet sich schon im Titel selbst - das Tempelhofer Feld heißt Tempelfeld.
Mehr zum Roman Mehr zum Roman Die Verbliebenen vom TempelfeldMehr zum Roman Die Verbliebenen vom Tempelfeld hört ihr am 26. August 2025. Dann findet passenderweise im Luftschloss auf dem Tempelhofer Feld eine Lesung von Ariel Magnus statt. Beginn ist um 19.30. Tickets kosten 11 Euro.
Wir setzen euch für die Lesung auf die Gästeliste. Tragt euch mit dem Betreff TEMPELFELD ein.