Fediverse statt Facebook & Co?
Dezentrale Netzwerke wie Mastodon oder Pixelfed gelten als Gegenentwurf zu den Tech-Giganten. Aber was steckt wirklich hinter dem Begriff „Fediverse“?
30.05.2025
Was ist eigentlich das Fediverse – und warum reden jetzt wieder alle darüber?
Seit dieser Woche ist es offiziell: Wenn ihr nicht aktiv widersprochen habt, nutzt Meta – also der Konzern hinter Facebook, Instagram und WhatsApp – eure Inhalte zum Training seiner Künstlichen Intelligenz. Für viele Internetnutzer*innen ist das ein weiterer Grund, sich nach Alternativen umzuschauen. Und plötzlich taucht ein Begriff wieder auf, der manchen schon länger bekannt sein dürfte: das Fediverse.
Doch was steckt hinter diesem sperrigen Begriff? Wir haben darüber mit David Lohner vom Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation gesprochen.
Das Fediverse ist kein einzelnes soziales Netzwerk, sondern ein Zusammenschluss vieler unabhängiger Plattformen, die nach gemeinsamen Standards miteinander kommunizieren können. Eine der bekanntesten Plattformen darin ist Mastodon – eine Art datenschutzfreundliches Twitter/X. Die Oberfläche erinnert stark an den bekannten Microblogging-Dienst, doch es gibt grundlegende Unterschiede. So lassen sich Beiträge auf Mastodon öffentlich lesen – auch ohne eigenen Account. Und: Es gibt keine zentrale Firma, die alles kontrolliert.
Dezentral, offen, unabhängig
Ein zentraler Vorteil des Fediverse: Die Plattformen darin werden dezentral betrieben. Das heißt, im Gegensatz zu Konzernen wie Meta oder X (vormals Twitter), kann grundsätzlich jede*r eigene Server betreiben – ohne wirtschaftlichen Zwang, Werbung oder versteckte Algorithmen.
Neben Mastodon gibt es im Fediverse noch viele weitere Netzwerke, die bekannten Social-Media-Plattformen nachempfunden sind. Friendica erinnert an Facebook, Pixelfed an Instagram, Peertube an YouTube. Der Clou: Wer einmal einen Account auf einer Plattform im Fediverse hat, kann damit auch Nutzer*innen und Inhalte auf allen anderen Fediverse-Diensten abonnieren, kommentieren oder teilen – über Systemgrenzen hinweg.
Noch eine Nische – mit Potenzial
Der wohl größte Nachteil derzeit: Das Fediverse ist (noch) ein Nischennetzwerk. Die Nutzendenzahlen sind deutlich kleiner als bei den großen kommerziellen Plattformen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dort schon seinen Freundeskreis wiederfindet, ist also gering. Aber: Wer genug hat von Werbung, Intransparenz und Datensammelwut, findet hier eine echte Alternative.