Frisch gepresst - 04.11.2022
Mit Okay Kaya, Ezra Collective und Phoenix
Okay Kaya - SAP
Kaya Wilkins perfektioniert auf ihrer Platte SAP eine ganze besondere Gabe: Den musikalischen Zugang zu ihrem eigenen Unbewussten. Dafür stellt sie sich vor, kein Mensch, sondern Baumharz zu sein. Oohhhkeyy.. Warum nicht... Was Okay Kaya, so der Künstlername, produziert, geht ans Mark. SAP ist klanggewordene Ich-Auflösung, das Schweben zwischen Selbst und Umwelt: Mystisch, verträumt und doch ganz nah am Zeitgeist. Denn das Esoterische wird mit Synthies, R&B-Geflüster und interessanten Features auf cool gepolt.
Ezra Collective - Where I'm Meant To Be
Ezra Collective gehören schon länger zu den Jazz-Aushängeschildern der Insel. Wie schon auf der ersten Platte You Can't Steal My Joy, sprengt das britische Quintett auch auf Album Nummer zwei Where I'm Meant To Be diverse Genre-Grenzen. Von Afrobeat über Soul bis Hip-Hop ist alles dabei. Die Aufnahmen verschenken zwar etwas Potenzial, denn beim Sounddesign wäre mehr möglich gewesen, doch den treibenden Beats und euphorischen Blechbläsern ist kaum zu widerstehen. Ezra Collective nehmen uns mit mit ihrem Fusion Jazz an die Hand und ziehen uns mitten auf die Tanzfläche.
Inmitten eines heftigen Sturms sitzt Thomas Mars, Leadsänger der französischen Indieband Phoenix, im Cockpit eines kleinen Flugzeugs. Neben ihm der konzertierte Pilot. Immer wieder funkt dieser an die Bodenkontrolle, phonetisches Kauderwelsch: "Alpha Zulu". Mars versteht kein Wort, interpretiert den Vers, der sich später schlicht als Name des Flugzeugs entpuppt, als Hiobsbotschaft - SOS. Inspiriert vom Schrecken dieses Moments wird Alpha Zulu zum Titel von Phoenix' neuem Album. Gut möglich, dass Mars im Antlitz des vermeintlichen Endes noch mal sein Leben runterspulte - die Platte klingt ein bisschen so : Nach einem Best-Of der Phoenix-Klaviatur mit hohem Nostalgiefaktor.