Welche Geschichten stecken hinter diesen berühmten Songs? | About A Song
FluxFM Redakteur Martin Tietjen hat für euch einige Songs und die Story dahinter zusammengetragen
07.07.2025
Jeder Song hat seine Geschichte – und FluxFM-Redakteur Martin Tietjen kennt sie. In dieser Rubrik nimmt er euch mit hinter die Kulissen bekannter Tracks: Welche Stories verbirgen sich hinter den Songs von Wir sind Helden, Gorillaz, Nick Cave & Kylie Minogue & Co.?
Martin erzählt, was zwischen den Zeilen passiert – mal kurios, mal bewegend, mal irritierend aber immer überraschend. Anschließend hört ihr die Songs mit ganz anderen Ohren.
Glass Animals - Heat Wave
Der Sleeper-Hit
Die Erfolgsgeschichte von Heat Waves begann kurios: Während Bandleader Dave Bayley der Glass Animals im Studio arbeitete, setzte sich plötzlich Johnny Depp hinter ihn – angelockt von den melancholischen Klängen, statt wie geplant zur Toilette zu gehen. Depp wurde damit der erste Mensch, der den späteren Welthit hörte, lange bevor der Song überhaupt veröffentlicht wurde.
Heat Waves entwickelte sich zum absoluten Sleeper-Hit – ganze 59 Wochen brauchte der Song, um in den USA Platz 1 zu erreichen. Heute hält er den Rekord für die längste Verweildauer in den US-Charts mit 91 Wochen, und wurde sogar in einer Remix-Competition neu interpretiert – inklusive einer Version auf Simlisch für Die Sims.
Lana Del Rey - Video Games
Internet Booster
Manchmal braucht ein Hit nur einen Computer, ein kaputtes Herz – und einen Freund, der lieber World of Warcraft spielt, als sich um die Beziehung zu kümmern. Aus genau so einer Konstellation entstand Video Games, ein Song, den zunächst niemand veröffentlichen wollte – bis das Internet ihn groß gemacht hat.
Die Sängerin hinter dem Song hatte dabei fast so viele Namen wie Auszeichnungen: Elizabeth Grant, May Jailer, Sparkle Jump Rope Queen – heute kennen wir sie als Lana Del Rey. Trotz Kritik und Pannenauftritten wurde sie zum Kultstar und hat inzwischen neun Alben, 41 Singles und jede Menge Haltung im Gepäck.
Kate Bush - Running Up That Hill
Der Marathon
Erschien ist der Song 1985, landete aber erst 2022 dank der Serie Stranger Things auf Platz 1 der UK-Charts – ganze 37 Jahre später holt Running up that Hill von Kate Bush die Pole-Position. Schauspielerin Winona Ryder setzte sich dafür ein, den Song in der Serie zu verwenden, was schließlich zu weltweitem Erfolg führte. Mit über einer Milliarde Spotify-Streams wurde Kate Bush zur ältesten weiblichen Solokünstlerin mit einem Nummer-eins-Hit in Großbritannien.
Ursprünglich sollte der Song A Deal with God heißen, doch das war der Plattenfirma zu heikel – also wurde daraus Running up that Hill. Inhaltlich geht es darum, Geschlechterrollen zu tauschen, um mehr Verständnis füreinander zu entwickeln. Nebenbei erfand Kate Bush auch noch das Headset-Mikro – aus einem Kleiderbügel, weil sie auf der Bühne tanzen wollte.
Beck - Loser
*Never was a
Beck schrieb Loser, weil er sich selbst für einen miserablen Rapper hielt – und genau das machte den Song zum Hit. Aus einem Studiojam mit einem Freund, einem Johnny-Jenkins-Sample und dem spontanen Spruch "I'm a loser, baby" entstand 1993 in nur sechs Stunden ein Track, der erst als Vinyl, später über Radiosender Wellen schlug und schließlich in die Charts einzog.
Bevor Beck berühmt wurde, lebte er in einer Hütte mit Ratten, jobbte in Videotheken und spielte Blues in Bussen. Trotz des Erfolgs haderte er mit dem "Loser"-Image, lehnte u.a. eine Verwendung im Film Dumm und Dümmer ab – und setzte stattdessen seine vielseitige Karriere mit über 14 Alben fort.
KT Tunstall - Suddenly I See
Die Patti-Smith-Eingebung
KT Tunstalls Song Suddenly I See wurde durch seine prominente Platzierung im Film Der Teufel trägt Prada zum weltweiten Hit – obwohl er ursprünglich nur mäßig in den Charts lief. Die Filmszene wirkte wie ein Musikvideo mit Anne Hathaway und Meryl Streep und brachte der Sängerin nicht nur Ruhm, sondern auch einen großen Teil ihres Einkommens über Jahre hinweg.
Auch ihr Debütsong Black Horse and the Cherry Tree erlangte erst nach einem spontanen Auftritt in einer britischen Late-Night-Show größere Bekanntheit – ein Trend, der sich später durch einen Auftritt bei American Idol fortsetzte. Die Inspiration für Suddenly I See kam ihr übrigens beim Betrachten eines Albumcovers von Patti Smith – der Moment, in dem sie erkannte, dass sie Musikerin werden will.
Sophie Ellis-Bextor - Murder on the Dancefloor
Zufalls-Revival
Murder on the Dancefloor von Sophie Ellis-Bextor war schon 2001 ein Hit – doch dass der Song über zwanzig Jahre später ein noch größeres Comeback feiern würde, war pures Glück. Ein Mix aus Film, TikTok und Zufall katapultierte den Song 2023 zurück in die weltweiten Charts, ausgelöst durch die berühmte Tanzszene im Film Saltburn. Allein an Silvester 23/24 wurde der Track über 1,4 Millionen Mal gestreamt – ein sensationelles Revival.
Dabei fing alles ganz anders an: Gregg Alexander schrieb den Song ursprünglich 1994, weil sein Auto liegen blieb – frustriert griff er zur Gitarre. Zunächst entschied er sich mit seiner Band New Radicals aber für einen anderen Hit und legte Murder on the Dancefloor auf Eis. Erst Jahre später kam der Song mit Sophie Ellis-Bextor raus – und wurde zum Dauerbrenner, der heute zeigt, wie mächtig Glück, Timing und ein guter Film sein können.
Santigold - Disparate Youth
Dann mach ich's eben selbst
Die Geschichte hinter Disparate Youth von Santigold – einem Song mit teurem Hintergrund. Nachdem sie bereits mehrere aufwendig produzierte Videos aus persönlichen Gründen nie veröffentlichte, wollte das Label diesmal kein weiteres Risiko eingehen. Also zahlte Santigold das Musikvideo kurzerhand selbst und verband den Dreh mit einem Urlaub auf Jamaika.
Die Investition lohnte sich: Disparate Youth wurde ein Hit und lief in zahlreichen Werbespots – von Autowerbung bis zu Handytarifen. Santigold, die vor ihrer Solokarriere Songs für andere schrieb und in einer Punkband sang, kennt sich im Musikbusiness bestens aus. Die Melodie des Songs entstand spontan, der Text dagegen brauchte Monate – und wurde schließlich über den Wolken vollendet.
Billie Eilish - Birds Of A Feather
Das Wagnis
Birds of a Feather von Billie Eilish erschien am 2. Juli 2024 und wurde zum meistgestreamten Song des Jahres – beinahe wäre er aber gar nicht veröffentlicht worden. Billie und ihr Bruder Finneas zweifelten, ob der Track thematisch ins Album passt, das als geschlossenes Kunstwerk im Stil der Beatles gedacht war. Trotz kreativer Bedenken und Labeldruck erschien der Song schließlich doch – und wurde ein weltweiter Erfolg.
Obwohl ursprünglich als reiner Liebessong geplant, entwickelte sich Birds of a Feather zu einem düsteren Track über toxische Liebe und Besitzdenken. Der Song war mehrfach für Grammys nominiert, gewann zwar keinen, wurde aber bei der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele in Paris live performt. Heute gibt es sogar eine 90er-Jahre-Videospielversion des Songs – als Hommage an den viralen Erfolg.
Hozier - Take Me To Church
The Humble One
Hozier war 2013 noch ein unbekannter Musiker ohne Einkommen, lebte bei seinen Eltern und nahm Demos auf dem Dachboden auf – bis ihm eines Nachts mit Take Me to Church der Durchbruch gelang. Ein kleines Label entdeckte ihn bei einem Open Mic und nahm ihn unter Vertrag. Die Original-Dachbodenaufnahme blieb fast unverändert, das fertige Lied wurde zum internationalen Hit.
Ein virales Musikvideo über eine queere Liebesgeschichte machte den Song schließlich weltberühmt und brachte Hozier auf Platz 1 der Charts in zwölf Ländern. Trotz Grammy-Nominierung und Erfolg blieb er geerdet: Nach dem Hype zog er sich ein Jahr lang zurück, um neue Musik zu schreiben – mit Blick auf die Irische See.
Lilly Allen - Fuck You
Dear Mr. President Pt. 1
Lily Allen, die vom rebellischen Teenager mit Drogenvergangenheit zur gefeierten Popkünstlerin wurde. Ihr Song Fuck You erschien 2009 und war ursprünglich gegen US-Präsident George W. Bush gerichtet – "Guess Who Batman?" lautete der erste Titel. Die Botschaft des Songs ist heute noch aktuell: ein klarer Mittelfinger gegen Intoleranz und politische Rückschritte.
Musikalisch ließ sich Allen u.a. von der Titelmelodie der Serie Neighbours inspirieren – mit Ähnlichkeiten zu den Carpenters, jedoch ohne offizielles Sample. Nach ihrem Rückzug aus der Musikbranche konzentrierte sie sich auf Schauspiel, Familie, mentale Gesundheit – und einen OnlyFans-Account, mit dem sie heute mehr verdient als mit Streaming. Für Herbst 2025 ist aber neue Musik angekündigt, inspiriert von persönlichem Liebeskummer.
Robyn - Dancing On My Own
Zauberwort: Transformation
In dieser Ausgabe geht's um Robyns bittersüßen Clubhit Dancing on My Own. Die schwedische Sängerin verwandelte ihren eigenen Herzschmerz in eine tanzbare Hymne für alle gebrochenen Herzen – inspiriert vom queeren Nachtleben Stockholms und einer zerbrochenen Beziehung. Ganz ohne Pop-Maschine à la Max Martin schuf sie einen Song, der trotz Platz 67 in den deutschen Charts zum weltweiten Hit wurde.
Robyns Ziel war ein "ultimativer, trauriger, schwuler Banger" – was sie mit Dancing on My Own auch lieferte. Der Song brachte ihr Auftritte in US-Shows wie Letterman, SNL und RuPaul's Drag Race ein und wurde sogar für einen Grammy nominiert. 2016 verschaffte Callum Scotts Cover dem Song nochmal Aufmerksamkeit.
Falco - Rock Me Amadeus
Pole-Position-Export
Falcos Welthit Rock Me Amadeus – ein Song, den er ursprünglich gar nicht machen wollte. Die Idee, Mozart als Popstar zu inszenieren, kam von den Produzenten, inspiriert vom Film Amadeus. Der Song wurde 1985 veröffentlicht und erreichte als einziger deutschsprachiger Titel Platz 1 in den US- und UK-Charts. Auch in den US-R'n'B-Charts landete er als erster weißer Rapper in den Top 10 – ein Erfolg, den erst Jahre später Eminem wiederholen konnte.
Der internationale Erfolg führte Falco nach Japan und Amerika, doch letztlich entschied er sich für ein Leben in Österreich – samt Villa, die heute besichtigt werden kann. Trotz des Ruhms blieb er sich treu und vermied den vollständigen Schritt in die USA. Am 6. Februar 1998 kam Falco bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik ums Leben. Beerdigt wurde er in Wien – getragen von den Bikerfreunden, die auch im Rock Me Amadeus-Video mitwirkten.
The Boomtown Rats - I Don't Like Mondays
We don't like murder either
Der Song I Dont Like Mondays von The Boomtown Rats klingt auf den ersten Blick wie eine harmlose Hymne auf die Trägheit des Wochenstarts – doch sein Ursprung ist erschütternd. Er basiert auf einem Schulmassaker im Jahr 1979, bei dem ein 16-jähriges Mädchen in San Diego aus dem Fenster ihres Hauses schoss und dabei zwei Menschen tötete. Ihre Begründung: "I don't like Mondays."
Diese Worte aus einem Interview mit der Täterin ließen Sänger Bob Geldof nicht los – sie wurden zur Grundlage für einen der bekanntesten Songs der Band. Doch der Erfolg hatte einen bitteren Nachgeschmack: Die Täterin bedankte sich später bei Geldof für ihre "Berühmtheit", und es kam zum Streit um die Songrechte mit Keyboarder Johnnie Fingers, der erst Jahrzehnte später beigelegt wurde. Ein Lied, das seither von Tragik und inneren Konflikten überschattet wird.
Pharrell Williams - Happy
Der Schlümpfe-Ritterschlag
Pharrell Williams Hit Happy wurde 2013 veröffentlicht, erreichte in Deutschland Platz 1 und verkaufte sich weltweit über 14 Millionen Mal – 2014 war er damit der erfolgreichste Song des Jahres. Ganze 91 Coverversionen existieren inzwischen, darunter sogar von den Schlümpfen auf Tschechisch – ein sicheres Zeichen dafür, dass man es als Künstler geschafft hat.
Ursprünglich sollte Happy gar nicht von Pharrell selbst gesungen werden, sondern von CeeLo Green – der lehnte jedoch ab. Williams nahm den Song daraufhin selbst auf, und das in nur einem Take. Obwohl der Song für seinen Dauer-Optimismus gefeiert wurde, gab es auch Kritik – etwa von Woodkid, der eine düstere Version namens The Bad Remix veröffentlichte.
Florence + the Machine - You've Got The Love
Der Dornröschenschlaf
You’ve Got the Love von Florence + the Machine ist streng genommen keine Eigenkreation, sondern ein mehrfach geremixtes Cover des Originals von Candi Staton aus dem Jahr 1986. Ursprünglich war der Song lediglich als Hintergrundmusik für einen Dokumentarfilm gedacht und blieb zunächst unbeachtet. Erst durch spätere Remixe – wie von The Source – bekam der Song neue Aufmerksamkeit. Die Version von Florence + the Machine aus dem Jahr 2009 wurde schließlich zum größten Erfolg.
Candi Staton selbst hatte den Song fast vergessen – bis sie Jahre später erfuhr, dass sie damit plötzlich einen Hit in Großbritannien hatte. Sie war überrascht, denn sie hatte damals kein Geld für die Aufnahme bekommen, aber dafür 50 % der Rechte behalten. Diese Beteiligung zahlte sich nun aus. Die Geschichte zeigt: Auch unscheinbare Arbeiten können später großen Wert haben.
Weitere Beiträge von FluxFM Redakteur Martin Tietjen
Foster The People - Pumped Up Kicks
Fröhliche Melodie, trauriges Thema
Mark Foster, Sänger von Foster the People, lebte acht Jahre in Los Angeles und kämpfte dabei mit finanziellen Problemen, Gelegenheitsjobs und Drogen – bevor ihm der Durchbruch gelang. Statt an den Strand zu gehen, blieb er eines Tages im Studio und schrieb in nur fünf Stunden Pumped up Kicks, ein Song über Waffengewalt unter Jugendlichen. Die Demo ging zunächst unter, wurde später jedoch viral, brachte ihm einen Plattenvertrag und internationale Aufmerksamkeit.
Trotz des Erfolgs blieb der Song wegen seines Themas umstritten – Radiosender schnitten Worte wie "Gun" und "Bullet" heraus oder nahmen ihn nach Amokläufen aus dem Programm. Trotzdem war Pumped up Kicks 2011 der meistgestreamte Song auf Spotify und bleibt bis heute der größte Hit der Band. Mark Foster hat seitdem mehrere Alben veröffentlicht, lebt in den Hollywood Hills und ist mit Schauspielerin Julia Garner verheiratet.
Jamiroquai - Cosmic Girl
Der teure Weltrekord
Cosmic Girl von Jamiroquai – ein Song, der wegen Jay Kays Drogenproblemen in den 90ern beinahe nie entstanden wäre. Beim Videodreh in Spanien wurden versehentlich zwei teure Lamborghinis beschädigt, was die Produktion zum finanziellen Risiko machte.
Trotz allem wurde Cosmic Girl 1996 ein internationaler Erfolg, brach zwei Guinness-Weltrekorde und gehört bis heute zu den größten Hits der Band. Am 19. November gibt's den Song auch live in Berlin – Jamiroquai gehen wieder auf Tour.
Wir sind Helden - "Von Hier An Blind"
Das multilinguale Phänomen
Wir sind Helden schicken euch in die Sprachschule. Der inzwischen 20 Jahre alte absolute Über-Hit Von Hier An Blind wurde zusätzlich auf drei weitere Sprachen aufgenommen. Welche Sprachen Judith Holofernes sich draufschaffen musste, erfahrt ihr in dieser Folge.
Produziert wurde der Song von Patrik Majer, der u.a. Annie Lennox und die No Angels zusammenbrachte. Die Band, die einst als namenloses Projekt um Judith Holofernes begann, schrieb deutsche Popgeschichte – und fehlt vielen bis heute. Hoffnung macht, dass es seit Kurzem wieder Lebenszeichen auf ihren Social Media-Kanälen gibt.
PeterLicht - Sonnendeck
Kultsong ohne Personenkult
Die Folge von About a Song widmet sich dem Lied Sonnendeck von PeterLicht. Aus Gründen der Privatsphäre entschied er sich, Gesicht und echten Namen nicht öffentlich preiszugeben. Trotz oder gerade wegen seiner Zurückhaltung entwickelte sich Sonnendeck zu einem Indie-Hit, der ursprünglich 2000 erschien und erst durch eine Beilage des Spex-Magazins große Aufmerksamkeit bekam. Radios spielten den Song direkt von der Magazin-CD, was später zur offiziellen Veröffentlichung und Chartplatzierung führte.
Trotz wachsender Nachfrage nach öffentlichen Auftritten blieb PeterLicht konsequent anonym – oft versteckte er sein Gesicht mit Objekten oder ließ sich nur von hinten filmen. 2006 zeigte er es erstmals bei einer Buchvorstellung, blieb aber weiterhin kamerascheu. Der Song Sonnendeck schaffte es dennoch zu einem dauerhaften Kultstatus – ganz ohne Personenkult.
Gorillaz - "Clint Eastwood"
Der Song der nicht vom Titel handelt
"I ain't happy, I'm feeling glad! – kaum ein Song beginnt so unverwechselbar wie Clint Eastwood von Gorillaz. Und das ist kein Zufall. Als 2001 das Debüt der fiktiven Band erschien, war das Konzept so radikal wie genial: Eine animierte Band, erschaffen von Blur-Frontmann Damon Albarn und Comic-Zeichner Jamie Hewlett, deren Mitglieder es gar nicht gab – aber deren Musik umso realer klang.
Und stellt euch vor jemand benennt einen Welthit nach euch, ohne dass ihr gefragt wurdet. Der Schauspieler Clint Eastwood hat zwar einen Song, der seinen Namen trägt, aber überhaupt nicht von ihm handelt. In dieser Ausgabe von About A Song erfahrt ihr, warum der gigantische Song der Gorillaz so heißt, wie er heißt.
Bilderbuch - Maschin
Ein Wendepunkt
Mit Maschin gelang Bilderbuch 2013 ein musikalischer Umbruch, der nicht nur den Sound der Band, sondern die gesamte Wahrnehmung österreichischer Popmusik veränderte. Obwohl der Song in Deutschland nie in die Top 100 einzog, wurde er von der BBC in Großbritannien gespielt und von Musikmedien als einer der größten deutschsprachigen Hits gefeiert.
Der Track steht für eine neue künstlerische Ära der Band – geprägt von Autotune, elektronischen Elementen, optischer Extravaganz und einem Stil, der Indie-Rock hinter sich ließ. Maschin ist eine poetische Liebeserklärung an eine Frau – oder vielleicht doch an ein Auto – und wurde so zu einer modernen Hymne mit Kultstatus.
The Chemical Brothers - "Galvanize"
Nach dem Fragen ist vor dem Nehmen
Manche Hits haben eine glasklare Entstehungsgeschichte. Und dann gibt's Galvanize von The Chemical Brothers. Der Track, 2004 veröffentlicht, klingt wie ein Club-Feuerwerk mit arabischem Einschlag – und genau das wurde ihm fast zum Verhängnis. Denn: Der zentrale Vocal-Sample stammt aus einem Song der marokkanischen Sängerin Najat Aatabou, und der wurde... sagen wir mal, nicht ganz sauber übernommen.
Die Chemical Brothers – eigentlich keine Brüder, sondern Tom Rowlands und Ed Simons – lernten sich in Manchester kennen und fingen als DJ-Duo an. Sie waren berüchtigte Crate Digger, immer auf der Suche nach neuen Sounds, die sie sampeln konnten. Irgendwann landete eine marokkanische Platte in ihrem Plattenkoffer – und Galvanize nahm Fahrt auf.
Turntablerocker - "No Melody"
Der musikalische Seitensprung
Fühlt ihr euch belogen und betrogen, wenn jemand aus eurer Lieblingsband auf einmal nebenbei ein musikalisch ganz anderes Bandprojekt gründet? Ist das musikalisches fremdgehen? In der Folge zum Song No Melody von Turntablerocker erfahrt ihr von einem Herrn, der neben seiner eigentlichen Band, noch eine neue Musikfamilie gegründet hat.
Der Song No Melody erschien am 12. März 2001 – und der Name ist Programm: keine klassische Melodie, aber trotzdem ein echter Club-Hit. Hinter dem Projekt steckten Michi Beck von den Fantastischen Vier und DJ Thomilla, die sich 1994 in einem Plattenladen kennenlernten. Damals war Beck der Kunde, Thomilla der Verkäufer – und mit der Zeit wurden aus heimlich vorgespielten Fanta-Demos gemeinsame Tracks.
Nick Cave & Kylie Minogue - "Where The Wild Roses Grow"
Kontroverse Verse
Where the Wild Roses Grow von Nick Cave und Kylie Minogue – eine düstere Mörderballade, die wegen ihrer Ästhetisierung von Femizid in die Kritik geraten ist. Der Inhalt ist brutal: ein Mord aus der Sicht des Täters und seines Opfers. Inspiriert von alten Folk-Murder-Ballads erzählt der Song eine Geschichte von Liebe und Tod, poetisch und gleichzeitig verstörend. Die Zusammenarbeit mit Popstar Kylie Minogue war dabei bewusst gewählt, um mit Erwartungen zu brechen.
Pop trifft Gothic, Unschuld trifft Abgrund. Das Musikvideo verstärkte die morbide Ästhetik und bleibt ein Beispiel dafür, wie schmal der Grat zwischen Schönheit und Schrecken in der Popmusik sein kann.
Pet Shop Boys - "West End Girls"
Flop becomes Hit
West End Girls von den Pet Shop Boys hatte einen schwierigen Start: Die erste Version aus dem Jahr 1984 floppte kommerziell und sorgte vor allem für rechtliche Probleme mit Produzent Bobby Orlando, obwohl sie in einigen Clubs kleinere Achtungserfolge feierte. Dabei hatte alles vielversprechend begonnen – Neil Tennant und Chris Lowe lernten sich zufällig in einem Londoner Elektronikladen kennen, gründeten eine Band, und Tennant spielte Orlando bei einem USA-Besuch erste Demos vor.
Der Song wurde zwar professionell produziert und veröffentlicht, zündete aber nicht richtig – bis die Pet Shop Boys ein Jahr später einen zweiten Anlauf wagten, zu einem neuen Label wechselten und den Song neu aufnahmen. Nach einem juristischen Streit mit Orlando wurde 1985 schließlich die heute bekannte Version veröffentlicht, die in Deutschland Platz 2 der Charts erreichte und weltweit über eine Million Mal verkauft wurde. So wurde West End Girls doch noch zu dem internationalen Durchbruch, den sich die Band erhofft hatte.