Frisch gepresst - mit Ailbhe Reddy, M83 & Yves Tumor
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Ailbhe Reddy - Endless Affair
"I'm just saying things to get underneath your skin" - das gesteht uns die Irin Ailbhe Reddy in ihrem Song Im Losing, You're Winning. In nur einem Vers gibt sie damit ihr größtes Talent preis: Ailbhe weiß, was gesagt werden muss, damit es schmerzt.
Mit ihrer Superkraft geht die gebürtige Dublinerin verantwortungsvoll um - und bündelt sie in rauem und bewegendem Folk. Endless Affair ist die zweite Platte von Ailbhe Reddy und gleicht einem Ritt auf einer kurvenreichen Gefühlsachterbahn. Die Opener Shitshow und A Mess legen dabei schonmal gut los und pendeln zwischen selbstironischem Verzagen und sprudelnder Ekstase.
Kaum merklich wabert die Vorahnung auf düstere Töne über den Tracks, bis spätestens beim minimalistischen Akustik-Song Bloom die erste Abfahrt folgt. Nach vielen Aufs und Abs und ein paarmal himmelhoch jauchzen kommt die Platte mit einem sanft betrübten Seufzer und weisen Worten zu einem melancholischem Ende.
M83 - Fantasy
Anthony Gerard Gonzalez startet Anfang der 2000er sein Projekt M83 und schlägt damit in erster Linie progressive Rock- und Shoegaze-Töne an. Den großen Durchbruch feiert er 2011 allerdings mit der Indie-Synth-Hymne schlechthin - Midnight City.
So schön der Erfolg ist, der Musiker hat damit auch so seine Probleme.
Die Erwartungen, an Midnight City anknüpfen zu müssen, hat M83 seit langem abgeschüttelt und geht mit Album Nummer neun - Fantasy - ein Stück weit back to the roots. Neben gewohnten Synthiewänden und großzügigen Reverbs, tauchen vor allem wieder vermehrt E-Gitarren und Bässe auf. Dabei zeigt sich M83 erneut als Meister cineastischer Momente.
Die Songs auf Fantasy gehen unter die Haut. Was hauptsächlich am Sound liegt. Die Lyrics verschwinden in all den Instrumentalwellen auch mal ein bisschen. Zudem zieht sich die neue M83-Platte mit 66 Minuten Spielzeit etwas, aber so bleibt immerhin reichlich Platz zum wegträumen.
Yves Tumor - Praise A Lord Who Chews But Which Does Not Consume
Popmusik ist gefällig, muss gefallen und zwar am besten vielen – soweit das Klischee. Aber Popmusik befindet sich seit jeher im stetigen Wandel und wird immer weiter angetrieben durch die Künstler:innen, die sich mit dem Status Quo nicht zufrieden geben. Grenzen einreißen, Pop weiter denken, darum geht es auch Sean Bowie alias Yves Tumor.
Praise A Lord Who Chews But Which Does Not Consume – so der sperrige Titel des neuen Yves Tumor Albums, der auch musikalisch sperriges vermuten lässt. Aber wenn Tumor für etwas bekannt ist, dann dafür, Avantgarde und perfekte Pop-Momente zu vereinen und die finden sich auf Album Nummer 5 zuhauf.
In der Vergangenheit gab es für die Musik von Yves Tumor Vergleiche mit ganz großen Namen. Prince. David Bowie. D'Angelo. Alles irgendwie richtig, auch beim neuen Album, aber doch zu kurz gegriffen. Wer Pop so konsequent neu denkt, arbeitet sich nicht an Vergangenem ab. Yves Tumor ist Yves Tumor und genau deswegen so wichtig für die Popwelt.