Frisch gepresst - mit Saeko Killy, JPEGMafia & Danny Brown

Saeko Killy - Morphing Polaroids

Die Luft ist verbraucht im engen Keller der Neuköllner Tanzbar Sameheads. Doch es wird ausgeharrt und die Ohren gespitzt, wenn DJ und Live-Künstlerin Saeko Okuchi alias Saeko Killy ihr Publikum mit psychedelischer Experimentalmusik in Trance versetzt. 2018 nach Berlin gezogen, macht sich die Japanerin im Dunstkreis des skurrilen Clubs einen Namen - ihre Sets durchdringen und hinterlassen einen rätselhaft intensiven Eindruck.

Es sind die Tokioer Techno-Partys, die das Interesse der noch jungen Okuchi an elektronischen Sphären wecken: Sie ist fasziniert von schwierigen und fordernden Sounds abseits des Mainstreams. Avantgardist:innen wie Cabaret Voltaire und Throbbing Gristle inspirieren sie zu abtrünnigem Industrial-Sound.

Brasilianische Undergroundparties, intensive Berliner Clubnächste, Sythiesessions mit dem belgischen Produzenten soFa elsewhere: musikalische und politische Schlüsselmomente, die Spuren hinterlassen auf Saeko Killy's Debüt mit dem trefflichen Titel Morphing Polaroids. Fragmente aus New Wave, Dub und leichtfüßigem Clubsound überlagern sich auf dem diesem Album wie ein mehrfach belichtetes Bild zu einem verschwommenen Ganzen.

JPEGMafia & Danny Brown - Scaring The Hoes

Anfang des Jahres verkünden die beiden Rapper JPEGMafia und Danny Brown, dass sie an einem gemeinsamen Projekt arbeiten und versetzen damit Fans und Kritiker*innen zugleich in Ekstase. Zwei Rap-Weirdos, die vor Kreativität nur so strotzen, sich nicht um Konventionen scheren und vielen als die Speerspitze der Rap-Avantgarde gelten … gemeinsam … auf einem Album. Das weckt Erwartungen.

Scaring The Hoes heißt das gemeinsame Werk, dessen Titel sich auf ein Meme bezieht, das oft für Musik genutzt wird, die alles andere als Massentauglich ist. "Don‘t listen to JPEGMafia and Danny Brown, you're scaring the hoes“ – im Kontext des Memes mit der sexistischen Wortwahl absolut zutreffend, denn was die beiden hier abliefern, erreicht keinen Massenmarkt. Es erfüllt aber alle Erwartungen und unterstreicht den revolutionären Anspruch von JPEGMafia und Danny Brown.

Jazz, Glitch, Breakbeats, gepitchte Samples … es ist ein großes Durcheinander, das vielen zu anstrengend sein dürfte. Wer sich hineinwagt in das Chaos, wird allerdings belohnt mit einer unfassbaren Dichte an Ideen und kreativen Spielereien. Hin und wieder bleibt sogar der Mund offen stehen und man fragt sich, wie es gerade Danny Brown immer wieder schafft, seine Lines auf diese Beats zu packen.