Frisch gepresst - mit Geese, Purr und Tell A Vision
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Frisch gepresst - mit Geese, Purr und Tell A Vision

FluxFM empfiehlt euch neue Alben

23.06.2023

Geese - 3D Country

Rezension Geese

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Es ist eine dieser feel-good-stories aus tristen Pandemie-Zeiten: die Band Geese aus Brooklyn will eigentlich nur noch ein gemeinsames Album machen, bevor man sich trennt und alle Richtung College abhauen. Die Demos zum Album sind aber so gut, dass die Labels Schlange stehen. 2021 kommt das gefeierte Debüt Projector - jetzt der Nachfolger.

Auf 3D Country zeigen Geese, dass sie vor allem eines sind: unberechenbar. Von epischem Prog-Rock über 2000er Indie und Post-Punk bis hin zu Art-Pop. Die New Yorker reißen über elf Songs alles ein und zeigen sich noch experimentierfreudiger als auf Album Nummer 1.

Schon damals sticht vor allem Sänger Cameron Winter heraus. Der scheint David Byrne von den Talking Heads, Alex Turner von den Arctic Monkeys und Dennis Lyxzen von Refused in einer Person zu sein. Und manchmal Mick Jagger.

3D Country ist ein Wahnsinnsalbums, aber auch ein wahnsinniges Album geworden. Schlagzeuger Max Bassin fasst es so zusammen: "Es fühlt sich an, als ginge man in den Zirkus, und statt sich zu amüsieren, versuchen alle, einen umzubringen." Man möchte minimal widersprechen - amüsieren klappt wunderbar, danach kurz durchschnaufen und schnurstracks zurück in den Zirkus.

Purr - Who Is Afraid Of Blue

Rezension Purr

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Ende der 1960er Jahre malt der amerikanische Künstler Barnett Newman vier große, einfarbige Gemälde. Sie tragen den Titel Who's Afraid of Red, Yellow and Blue?. Newman spielt mit der beeindruckenden Wirkung dieser monochromen Farbflächen. Bisweilen rufen sie Angst und Wut beim Publikum hervor. Die Bilder dienen als Inspirationsquelle für die New Yorker Band Purr. Sie widmen sich der Farbe Blau und nennen ihr neues Album: Who Is Afraid of Blue?.

Purr besteht aus Eliza Callahan und Jack Staffen. 2017 gründet das Paar die Band. Doch ihr Projekt kommt zu einem jähen Ende, als Callahan beinahe ertaubt. Nur langsam, über die Jahre, erholt sie sich. Nun machen Purr weiter und veröffentlichen eine Platte, deren Schreibanfänge auf das Jahr 2019
zurückgehen. Jene Zeit, in der die Erkrankung kam.

Who Is Afraid of Blue? ist ein Album über die Angst und ihre schier unendlichen Dimensionen. Und doch, so betont Callahan, geht es nicht um ihren Hörverlust. Die Platte ist abstrakter - und reich gefüttert mit allerlei wahnwitzigen Geschichten. So ist etwa der Track Hesper aus der Perspektive eines Sterns geschrieben.

Purr sagen: Sie suchen mit der Platte die Befreiung im Blauen. Klanglich ist ihnen das geglückt. Sie lassen Genregrenzen hinter sich und schaffen zwischen 90er-Rock und Shoegaze, glasklarem Pop und Countrymelodien ein sehr souveränes Werk. Fast so zeitlos ist wie die bunten Gemälde von Barnett Newman.

Tell A Vision - Tell A Vision

Rezension Tell A Vision

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Mit gerade mal elf Jahren beginnt Fee Kürten alias Tell A Vision Ende der 90er Musik zu machen, beschäftigt sich viel mit Hip-Hop, bastelt erste Beats. So gesehen ist ihr neues selbstbetiteltes Album eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Zuvor beschäftigt sich die gebürtige Bielefelderin mehr mit experimentellen Klängen, kreiert Klanglandschaften. Unter dem Namen Tellavision - ohne Leerzeichen. Jetzt ein kleiner Neustart als Tell A Vision - mit Leerzeichen. Klarer und deutlicher soll das wirken und klingt es jetzt auch. Neben Rap treten vor allem Post-Punk-Einflüsse, Trip-Hop und New Wave zutage.

Die neue Tell A Vision klingt strukturierter, knackiger als die Alben davor. Trotzdem ist noch genug zu erkennen vom alten, experimentellen Ansatz. Es pluckert und fiept, neue Songstrukturen werden gerne wieder dekonstruiert.

Dieses Album soll eine neue Ära einleiten. Erst einmal ist es ein erfrischender Neuanfang, der die Vergangenheit nicht verleugnet. Mit etwas zugänglicherem Sound geht es für Tell A Vision Richtung Zukunft.

"Frisch gepresst"-Historie: