Frisch gepresst - mit The Japanese House, Sweeping Promises und Grian Chatten, © Frisch Gepresst
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Frisch gepresst - mit The Japanese House, Sweeping Promises und Grian Chatten

FluxFM empfiehlt euch neue Alben

30.06.2023

The Japanese House - In The End It Always Does

Rezension The Japanese House

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Amber Bain alias The Japanese House manövriert ihre Musik früh in traurige Indie-Pop-Gefilde. Ihr Debüt Good At Falling von 2019 klingt gerade treibend genug, damit sich die Texte nicht komplett bitter anfühlen. Ambers neue Platte In The End It Always Does ist ein Trennungsalbum. Und doch verzichtet das neue Projekt auf ein tristes Image - dank positivem Mindset und pop-affinen Gastmusiker:innen.

Optimismus ist für Amber während der Pandemie ein Fremdwort. Sie wird depressiv, kämpft mit Schreibblockaden und muss zusehen, wie ihre Beziehung auseinander bricht. Dann kreuzen sich die Wege von Amber und Produzentin Chloe Kraemer, die schon mit Rihanna und Madonna gearbeitet hat. Ein wichtiger Grund, warum sich die beiden so gut ergänzen - sowohl menschlich als auch musikalisch: beide sind queer.

Amber Bain findet dank Chloe ihre Liebe zum Songwriting wieder und benutzt in ihren neuen Songs ganz selbstbewusst das Pronomen "her", wenn sie über Gefühle zu anderen Menschen und Sex singt. Ein weiterer, wichtiger Schritt für die Normalisierung queerer Liebe. Die Texte auf In The End It Always Does kratzen auch mal an lyrischen Klischess, fügen sich aber nahtlos in den Mix aus Fleetwood Mac-Einflüssen und glänzenden Pop-Momenten ein.

(Jonathan Lüders)

Grian Chatten - Chaos For The Fly

Rezension Grian Chatten

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Vier Alben gab es in den letzten vier Jahren von Fontaines DC, eine der aktuell angesagtesten Post-Punk-Bands. Gut, da ist jetzt das Live-Album, das zwischendurch herauskam, mit dabei, trotzdem zeigt sich, dass die Dubliner ein gewisses Mitteilungsbedürfnis haben. Das scheint vor Allem von Sänger Grian Chatten auszugehen, der sich jetzt mal ohne Band ausprobiert.

Wobei ohne Band nicht ganz stimmt, denn im Hintergrund sind an Chaos For The Fly auch einige Bandkollegen beteiligt. Klar ist aber, dass der in Irland aufgewachsene Engländer hier im Mittelpunkt steht. Es sind seine Arrangements und seine Texte. Inspiriert von Spaziergängen an der irischen See, in der Hitze Andalusiens und im winterlichen New York zeigt er sich melancholisch, missmutig und immer wieder auch giftig.

Es bricht aber nie aus ihm heraus. Dafür hat er ja seine Band. Solo umgibt ihn eher die Aura eines Leonard Cohen oder Nick Cave. Düster irgendwie. Chaos For The Fly ist definitiv kein Feelgood-Album für den Sommer.

Mit seiner warmen Bariton-Stimme legt Grian Chatten über diese düstere Grundstimmung aber immer einen wohlig-warmen Teppich. Melancholie von ihrer schönsten Seite. Man sehnt den Spaziergang bei herbstlichen 8 Grad und Regen förmlich herbei. Gerne an der irischen Küste.

(Micha Gehrig)

Sweeping Promises - Good Living Is Coming For You

Rezension Sweeping Promises

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Beim ersten Hören schiebe ich Sweeping Promises ganz schnell in die Retro-Schublade. Hipser, die klingen wollen, wie eine angesagte DIY-Band aus dem New York der 70er oder 80er. Das wird Lira Mondal und Caufield Schnug, den beiden Musiker:innen hinter dem Bandnamen aber nicht gerecht.

Der Lofi-Sound, das Rauschen auf den Aufnahmen, es ist kein Hipster-Ding - die beiden sind Soundtüftler:innen und Fans von analogem Equipment. Bei ihrem ersten Album 2020 nutzen sie für die Aufnahmen ein einziges Mikrofon - für alles! Den Rest erledigt der Raum - ein Betonbunker in Boston.

Für die Demo-Aufnahmen zu Album Nummer 2 geht es ins Badezimmer der Eltern von Lira. Die finalen Songs entstehen nach langer Suche in einem großen, offenen Studio-Atelier in Kansas. Hohe Decken, Holzboden, ein ganz anderer Raum. Der für einen weniger kalten, organischeren Sound sorgt.

Wer sich an die neue Platte Good Living Is Coming For You heranwagt, wird viel entdecken. Vielschichtig, strukturiert, aber doch mit viel Platz für Improvisation. Klar, Retro. Aber in gut.

"Frisch gepresst"-Historie: