Frisch gepresst - mit Altin Gün, boygenius und Lies
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Frisch gepresst - mit Altin Gün, boygenius und Lies

Neue Alben bei FluxFM

31.03.2023

Altın Gün - Aşk

Rezension Altın Gün
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02:43

Der türkische Begriff "Aşk" steht für tiefe, romantische Liebe. Die Art von Liebe, die heraus in die Welt will und die allerschönsten Formen annimmt. Etwa die des Liedes Güzelliğin On Para Etmez ("Deine Schönheit ist nichts wert"), geschrieben und komponiert vom anatolischen Dichter Aşık Veysel, neu interpretiert vom Grammy-nominierte Sextett Altın Gün.

Nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien entscheidet sich die Band aus Amsterdam dazu, den Albumrelease von Aşk zu verschieben. Stattdessen spenden sie die Einnahmen der Single an die Betroffenen. Erst jetzt ist die Platte - ihre fünfte - in voller Länge zu hören. Darauf wendet sich die Formation ab von den Synthie-lastigen Sounds ihrer 2021er-Platten, zurück in die groovigen Folk-Gefilde der 70er Jahre.

1973 stirbt der Dichter Aşık Veysel, in seinem Heimatland erwacht um die gleiche Zeit der Psychedelic-Folk zum Leben, der anatolischen Folklore-Melodien zum Soundtrack einer jungen Protestkultur macht. Auch die zehn Titel auf Aşk sind Neuinterpretationen traditioneller türkischer Volksweisen. Altın Gün träumen sich mit ihrer Hilfe zurück in ebenjene Zeit, bedienen sich für die Aufnahme sogar bewusst altem Equipment. Der revolutionäre Geist von damals, er wird so wieder heraufbeschworen.

Mit Aşk setzen uns Altın Gün erneut in eine Zeitkapsel. Konzeptuell bleiben sie ihrer Linie treu. Und doch scheint dieses Album noch gesättigter. Wie durch eine dicke, gelb getünchte Sonnenbrille erstrahlen Disco und Acid Folk in den wärmsten Farben.

boygenius - the record

Rezension boygenius
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02:30

the record - so nennt man sein Debütalbum nur, wenn es von den Massen so herbeigefiebert wurde, wie das von boygenius. Als wollten die drei sagen - hier habt ihr das Ding endlich, macht damit was ihr wollt.

Doch Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, die 2018 für dieses Projekt zusammenfinden, liefern hier keine lieblos zusammen gewürfelte Collage ihrer Fähigkeiten als Solokünstlerinnen. Hier werden Kräfte gebündelt und individuelle Stärken so eingesetzt, dass die Allgemeinheit profitiert. Das erzählerische Songwriting von Lucy Dacus, die Stimm- und Gitarrengewalt von Julien Baker und die fragile Reduziertheit von Phoebe Bridgers.

Der Supergroup-Ansatz ist natürlich nicht neu - und auch selten bahnbrechend kreativ. Schwache Momente gibt es auch hier - immer dann, wenn das Gefühl aufkommt diesen Song schon mal gehört zu haben. Früher, auf irgendeinem der drei Soloplatten. Im besten und überwiegenden Fall aber ist emotionale Ergriffenheit das Einzige, das nachhallt.

Lies - Lies

Rezension Lies
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01:53

Eigentlich sind Mike und Nate Kinsella im Studio, um an neuen Songs für American Football zu arbeiten. Plötzlich sind da aber diese Synthie-Loops, mit denen Nate herumspielt. Mike ist sofort Feuer und Flamme. Da muss man doch was draus machen. Ein neues Projekt ist geboren.

Die kleinen Synthie-Loops werden schnell zu immer größeren Song-Ideen und das Projekt bekommt den Namen Lies. Das selbstbetitelte Debüt zeigt, dass die Cousins ein unglaublich feinsinniges Gespür für große Pop-Momente haben. Die aber nie übertrieben oder zu glatt klingen. Dafür sorgen Lies mit allerhand Spielereien. Zum Beispiel kleinen Disharmonien.

Ausflüge in elektronische Gefilde, Neo-Klassik-Anleihen und dann doch wieder die Gitarren, die zeigen, dass hier zwei Kinsellas am Werk sind. Man denkt an Owen Pallett, an Sigur Ros, an Olafur Arnalds und immer wieder auch an American Football. Lies gelingt es mit diesem Album eine wunderbare und vielschichtige Pop-Welt zu eröffnen, in der die eigenen Wurzeln sanft unter der Oberfläche schimmern.

"Frisch gepresst"-Historie: