Frisch gepresst - mit Fenne Lily, Petite Noir und Feist
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Frisch gepresst - mit Fenne Lily, Petite Noir und Feist

FluxFM stellt euch neue Alben vor und ihr könnt welche davon gewinnen

13.04.2023

Petite Noir - MotherFather

Rezension Petite Noir
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2015 bringt Yannick Ilonga alias Petite Noir sein Debütalbum La Vie Est Belle/Life Is Beautiful heraus und landet damit einen Volltreffer. Die Kritiken sind überragend, Solange outet sich als Fan, es folgen Features mit Danny Brown und Yasiin Bey. Statt direkt an den Erfolg anzuknüpfen, lässt es Ilonga erstmal ruhig angehen. Und so dauert es siebeneinhalb Jahre bis zum nächsten Album.

MotherFather, so heißt die neue Platte und sie ist versehen mit einem Untertitel: The darkness is comforting sometimes – manchmal tröstet die Dunkelheit. Und sie hilft auch dabei, zu wachsen, zumindest Yannick Ilonga, der auf diesem zweiten Album seinen eh schon eklektischen Sound um einige Facetten erweitert. Neben R'n'B, Pop und Breakbeats blitzt auch immer wieder Trip-Hop auf.

Es ist ein sehr persönliches Album geworden, das auch inhaltlich eine große Bandbreite an Themen abdeckt. Es geht um Liebe, um Freude, aber auch immer wieder um Schmerz, die dunklen Seiten des Lebens und den Rassismus, der Ilonga Zeit seines Lebens begleitet.

Über 10 Tracks zeigt uns Petite Noir seine düsteren Seiten, aber auch die Dualität von Licht und Schatten und das das eine nicht ohne den anderen funktioniert. Das lange Warten auf Album Nummer zwei, es hat sich gelohnt.

Fenne Lily - Big Picture

Rezension Fenne Lily
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"Ich hab dich nie darum gebeten, dich zu ändern und doch behandelst du mich so als hätte ich genau das getan". Dieser erste Satz des neuen Albums der Irin Fenne Lily spiegelt wieder, um was es sich auf Big Picture dreht – um uns und unsere Unzulänglichkeiten, um zwischenmenschliche Beziehungen.

Fenne Lily: "Dieses Album spielt viel mehr in der Gegenwart und arbeitet sich nicht an vergangenen Beziehungen oder Zukunftsszenarien ab - es ist alles nur auf das bezogen, was zu der Zeit passiert ist."

Im Kern wird das chaotische 2020 abgehandelt - ein Jahr, in dem erst die Pandemie um die Ecke kommt, ein neues Album mit Tour stattfinden soll und Fenne Lily obendrein jemanden kennenlernt, mit dem sie sich eine ernsthafte Beziehung vorstellen kann - und vielleicht ja auch eine gemeinsame Wohnung…

Fenne Lily: "Ich hatte gerade jemanden kennengelernt, mit dem ich mir eine ernsthafte Beziehung vorstellen konnte. Dann kam Covid und wir mussten entscheiden, ob wir entweder zusammenleben oder uns nie wieder sehen wollen. Also haben wir beschlossen, zusammenzuziehen, obwohl wir uns erst seit zwei Monaten kannten."

Die Geschichten spielen im Hier und Jetzt, fließen als Gedankengänge ineinander über. Das führt zu einer ganz besonderen Nähe zu den Songs, die klingen als würde sie eine gute Freundin in der Küche bei einem Glas Rotwein erzählen.

Fenne Lily klang auf keinem Album so stimmig, stringent und gefestigt wie auf Big Picture. Die persönlichen, verletzlichen und offenen Texte bilden dazu einen spannenden Gegensatz.

Feist - Multitudes

Rezension Feist
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Die Kanadierin Feist lässt sich für die Produktion ihrer Platten Zeit. Zwischen den Veröffentlichungen zieht sie sich zurück, konzentriert sich auf ihr Privatleben: Zwischen 2011 und 2017 baut sie Landhaus-Möbel, die nächste Pause nutzt sie, um sich ganz ihrem neuen Dasein als Mutter zu widmen. Nun, nach sechs Jahren, bricht sie mit ihrer neuen Platte Multitudes wieder das Schweigen.

Die 47-jährige nimmt sich bewusst Zeit. Der Abstand zwischen den Alben hilft ihr dabei, unterschiedliche Lebensphasen getrennt voneinander zu verarbeiten.

Viel ist passiert in diesen sechs Jahren. Darunter die Geburt ihrer Adoptivtochter und der plötzliche Tod ihres Vaters. Beide Themen bilden den Kern von Multitudes, spiegeln sich etwa auf dem sehr intimen, sich dramatisch auf- und abbauenden Song Forever Before wieder.

Feist beginnt das Lied vor der Geburt ihrer Adoptivtochter zu schreiben und vollendet das Stück im ersten Baby-Jahr. Kurz darauf stirbt ihr Vater. Wie unweigerlich tiefe Liebe und der Schmerz von Verlust miteinander verbunden sind, davon erzählt uns Feist in der Begleitung zitternder Streicher auf dem Song Become The Earth.

Multitudes kommt ohne Schnickschnack aus, eine schöne, aber ungeschöne Platte, keine gepitchte Stimme, kaum Effekte - Keine Performance so sagt es Feist selbst. Aber mit großartigen, gezielten Arrangements, erstaunlichem Songwriting und einer ziemlich überwältigenden Portion an Ehrlichkeit und Intimität.

"Frisch gepresst"-Historie: