Frisch gepresst - mit Passenger, Meagre Martin und Buntspecht

Frisch gepresst - mit Passenger, Meagre Martin und Buntspecht

10.11.2023

Passenger - "All The Little Lights"

Rezension Passenger
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Wenn die Geige im Song Things That Stop You Dreaming von Passenger erklingt, bekomme ich Gänsehaut. Der Track ist der Opener zum seinem vierten Album All The Little Lights, seine Durchbruchplatte. Die hat mich inspiriert, selber Texte zu schreiben. Beim Hören fühle ich mich wie 16. Seitdem liebe ich Singer-Songwriter Musik.

Passengers Wurzeln liegen in der Straßenmusik. Während dieser Zeit macht der Wahlaustralier etwas entscheidend richtig: Er freundet sich mit anderen Künstler*innen an. Früh lernt Mike Rosenberg den damals 15-jährigen Ed Sheeran kennen. Es entsteht eine Freundschaft die bis heute hält.

Nach Ed Sheerans Durchbruch mit Hits wie The A Team oder Lego House dauert es nicht lange bis er seinen Freund Passenger als Support mit auf Tour nimmt. Der entscheidende Boost für Mike Rosenbergs Karriere.

Ein Konzert von Ed Sheeran im Jahr 2012 in Hamburg ist auch meine erste Begegnung mit Passengers Musik. Seitdem besuche ich etliche seiner Konzerte, warte oft am Merch um kurz mit ihm sprechen zu können.

Let Her Go katapultiert Passenger ins Rampenlicht. Auch in Deutschland wird der Song zum Hit, Auftritte bei TV Total und Wetten, dass..? folgen. Bis heute ist er einer der meistgestreamten Songs aller Zeiten. Das Album All The Little Lights erreicht Platin- und Goldstatus in vielen Ländern.

Zum ersten runden Geburtstag blickt Passenger mit einer besonderen Version auf die Platte zurück. Die Tracks nimmt Mike Rosenberg neu auf, teils mit langjährigen Freund*innen wie Ed Sheeran, Foy Vance und Gabrielle Aplin.

Seinem Sound bleibt Passenger auf den bis heute 15 Studioalben weitestgehend treu. Zwar mischt er seinem Singer-Songwriter Sound hin und wieder Bandelemente bei. Doch im Grunde war, ist und bleibt Passenger ein Mann mit seiner Gitarre - der einfach nur Musik machen will.

(Autor: Jonathan Lüders)

Meagre Martin - "Gut Punch"

Rezension Meagre Martin
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Die Wohnungen knapp, die Preise hoch: In kaum einer Stadt lässt es sich als Künstler*in noch leben. Selbst in Berlin regiert das Geld. Dennoch, für die US-Amerikaner*innen Sarah, Federico und Max ist die deutsche Hauptstadt ein Zufluchtsort. Hier gründen sie vor zwei Jahren ihre Band Meagre Martin - und versuchen, von der Kunst zu leben. Erste Anstrengungen dafür unternehmen sie mit ihrem Debütalbum Gut Punch.

Am liebsten spielt die Band in kleinen Berliner Eckkneipen. Gedanklich ist Songwriterin Sarah Martin aber in ihrer Heimat Massachusetts. Behutsam erforscht sie auf Gut Punch ihre ambivalenten Gefühle gegenüber den Staaten. Sie sinniert über Religion, Präsidentschaft, Größenwahn, Kapitalismus, das Klima - und stolpert von einer existentiellen Frage zur nächsten. Auf dem Track Amerika - der, mit "K" geschrieben übrigens einen deutschen Titel trägt - beäugt sie ihre Heimat aus sicherer Entfernung. 

Furchtlos widmen sich Meagre Martin außerdem der Angst vor dem Tod. Die erwischt uns in den unpassendsten Momenten.  Da hilft nur eins: Gegen die Furcht anschreien. Und so schlägt die Band mit dem fröhlichen Dream-Pop-Track The Big Death dem Tod doch glatt ein Schnippchen. Schließlich könnte der Song lebendiger kaum klingen. Und das ist es, was die Essenz dieses Albums ausmacht: Egal wie düster die Themen, Meagre Martin wählen einen luftig-leichten Zugang.

Irgendwo zwischen Shoegaze, Americana und vorsichtigen Country-Anflügen träumen sich Meagre Martin davon. In eine klebrig-süße Welt, in der die Kraft gesammelt werden kann, sich all den Problemen unserer Zeit zu stellen.

(Autor: Daniel Meinel)

Buntspecht - "An das Gestern, das nie Morgen wurden darfte. Ich warte"

Rezension Buntspecht
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An das Gestern, das nie Morgen wurden darfte. Ich warte So nennen Buntspecht ihre fünfte Platte und damit ist schon ziemlich viel gesagt. So poetisch wie beim Albumnamen geht's auch in den elf neuen Songs zu: Metaphern, Lautmalereien, Allegorien - in manch einem Buntspecht-Song stecken mehr Stilmittel, als in einer Doppelstunde Deutschunterricht. 

Doch mit tröger Schulstunde hat die Musik der fünf Freunde aus Wien nichts zu tun - hier ist große Bühne angesagt. Wie passend, dass die Jungs am Wiener Rabenhof-Theater nicht nur als Laiendarsteller einspringen, sondern auch die hauseigene Band stellen. Und das Theater hört man den Songs an - nicht nur textlich, sondern auch musikalisch: spacige Gitarren treffen auf beschwingte Bläser, die experimentelle Spielfreude ist gewaltig. Schwelgend traurige Spannungsbögen werden mit einem Tusch aufgelöst.

Fünf Alben in fünf Jahren - und immer noch reicht der Atem, jeden Song zu einer eigenen kleinen Welt werden zu lassen. Theatralik und verkünstelte Texte hin oder her - die Musik von Buntspecht bleibt auch auf dem neuen Album nahbar. Zwischen Weltschmerz und Augenzwinkern funktionieren die Songs wie kleine Geschichten, die man sich an einem kalten Abend erzählt, damit's wärmer ums Herz wird.

(Autorin: Sarah Kawelke)

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"Frisch gepresst"-Historie: