Frisch gepresst - mit Sampha, Moyka und Beharie

Frisch gepresst - mit Sampha, Moyka und Beharie

20.10.2023

Sampha - Lahai

Rezension Sampha
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Unermüdlich klopft Sampha Sisay, der jüngste von fünf Geschwistern, an die Tür seines großen Bruders Sanie. Hinter den Pforten verbirgt sich ein DX7 – einer der ersten kommerziellen Synthesizer weltweit. Wenn es sein muss, harrt Sampha eine halbe Stunde aus. Dann gibt der große Bruder nach und die beiden sitzen zusammen vor dem Synthie. Es sind die Anfänge eines Musikers, der sich nach dem Tod seiner Mutter in Songs flüchtet, um die Trauer zu überwinden. Mit Process, einer Platte über seinen Kummer wird Sampha 2017 zum Star.

Nach seinem Debütalbum Process wird es still um den Londoner Musiker. Sampha zieht sich zurück. Setzt seinen Fokus stattdessen auf Kollaborationen. Zuletzt ist er auf dem Song Father Time von Kendrick Lamar zu hören.  Rückblickend ein stiller Vorbote für sein neues Album Lahai. Dieses setzt sich mit seiner Rolle als frischgebackener Papa auseinander.

Lahai ist Samphas zweiter Vorname und der Name seines Großvaters. Familiäre Verflechtungen bilden den Kern dieser Platte, die wesentlich fröhlicher und geerdeter als sein Debüt daherkommt. Furchtlos blickt er auf den Kreislauf des Lebens, gibt dem Tod aber wenig Raum. Stattdessen widmet er diese Platte seiner Ehrfurcht vor dem Lebendigsein - und ermahnt, Wärme hineinzulassen.

Es folgen Anekdoten aus Samphas traurig-schöner Kindheit. Den Song Jonathan Livingston Seagull etwa benennt er nach der berühmten Erzählung von Richard Bach. Eine Widmung an seinen Bruder, der ihm die Fabel als Kind vorgelesen hat.

Track für Track erzählt Lahai eine Geschichte von menschlichen Bünden und Zusammenhalt. Die 14 Songs sind in Kollaboration mit Freund:innen und Kolleg:innen - darunter etwa Ibeyi und Léa Sen - entstanden. Durch die diversen Einflüsse wächst Lahai zu einem facettenreichen Mix aus Jazz, Soul, Rap, Dance und Jungle heran. Einmal durchgehört, will man den Tracks direkt ein zweites Mal lauschen.

(Autorin: Mathilda Schiller)

Moyka - Movies, Cars & Heartbreak

Rezension Moyka
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Die musikalische Karriere von Moyka beginnt 2019 mit der EP Circles. Nach außen läuft alles nach Plan, doch während der Arbeit an ihrem Debütalbum The Revelations Of Love kämpft sie mit Ängsten und einer Depression. Danach legt Moyka erst einmal eine Pause ein und sucht sich Hilfe. Das einmal überwunden, macht ihr Comeback mit der neuen Platte Movies, Cars & Heartbreak umso stärker.

Moykas Musik war schon immer eher upbeat und voller elektronischer Finesse. Auch die neue Platte lebt von Details: Mal werden Akkorde aufgebrochen, mal wird die Grundtonart - inspiriert von Röyksopp - inmitten eines Songs gewechselt.

Ohne Label im Nacken klingen die neuen Songs viel selbstbewusster. Einflüsse aus Dubstep und House bringen eine Club-Komponente in Moykas Musik, die vorher noch nicht da war. 

Für norwegische Künstler*innen fast schon üblich, umgibt auch Moykas Musik etwas mystisches. Dafür sorgen die zarten, Himmelschor artigen Backingvocals. Movies, Cars & Heartbreak will gefühlt, gelebt und getanzt werden. Eine Platte, die zeigt, warum Moyka derzeit einer der spannendsten Namen im Synthpop ist.

(Autor: Jonathan Lüders)

Beharie - Are You There, Boy?

Rezension Beharie
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Dass Beharie ambitionierte Soul- und Jazz-Arrangements beherrscht, ist kein Geheimnis. Mit seinem Debütalbum Are You There, Boy? macht er jetzt nochmal deutlich, wie sehr ihm auch Singer-Songwriter Momente im Blut liegen. Eine wunderbare Symbiose, die durch seine Vorliebe für Orchesterklänge ergänzt wird.

Gerade im Track Daydreams zeigt sich Beharies Affinität zu Pauken, Flöten und Geigen. Seiner Stimme gönnt der Musiker in diesem Song eine Verschnaufpause. Stattdessen holt er sich stimmlichen Support. 

Are You There, Boy beschäftigt sich mit der Liebe und der Connection zu anderen Menschen. Es geht um eine Person, die auf der Suche nach der Einen und sich selbst ist. Erzählerisch pendelt Beharie zwischen einem allwissenden Mann, dem tausend Mal das Herz gebrochen wurde, und einem 15-jährigen Teenager, der zum ersten Mal verknallt ist. 

Trotz seiner Liebe zum Detail, artet Are You There Boy? nicht in verkopfte Sequenzen aus. Die Vergleiche, die einem beim Hören des Albums in den Kopf kommen, sind vielschichtig. Leon Bridges, Frank Ocean, Childish Gambino. Alles hoch gegriffen, aber durchaus berechtigt, bei dem Talent dieses Mannes.

(Autor: Jonathan Lüders)

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"Frisch gepresst"-Historie: