Frisch gepresst - mit Tkay Maidza, ill peach und Bar Italia

Frisch gepresst - mit Tkay Maidza, ill peach und Bar Italia

07.11.2023

Tkay Maidza - "Sweet Justice"

Rezension Tkay Maidza
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Eins der wohl meist besungenen Themen der Welt: die Liebe - und ihr Ende. Trennungen tun weh, doch muss es nicht immer eine romantische Beziehung sein, die für Herzschmerz sorgt. Die australische Rapperin Tkay Maidza veröffentlicht mit Sweet Justice ein Album über das Ende von Freundschaften.

"Wenn ich so überlege, was mir in den letzten zwei Jahren alles passiert ist, dann wäre das für mich das Einschneidenste. Die Erfahrung, die ich mit meinen damaligen Freunden gemacht habe, war die schwerste, die ich je überwinden musste. Wenn man in meinem Alter ist, denkt man, dass die Freunde, die man um sich hat, für immer Teil des eigenen Lebens bleiben werden. Aber dem ist nicht immer so." - Tkay Maidza

Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, ist Sweet Justice kein Rachealbum. Tkay blickt ihren alten Freund*innen inzwischen versöhnlich entgegen - und hat sich ein paar neue gesucht. Etwa die amerikanischen Sängerinnen Lolo Zouaï und Amber Mark, die neben Tkay auf dem Dancefloor-Track Out Of Luck zu hören sind. 

Out Of Luck ist einer der fröhlicheren Songs auf dieser Platte, die bisweilen ziemlich dystopisch daherkommt, wie mit dem brüchig-chaotischen Rap-Track Silent Assassin. Immer wieder spielt Tkay Maidza auf Sweet Justice mit unterschiedlichen Seiten ihrer Selbst - und zeigt sich genau so gern poppig wie krawallig.

"Ich glaube, das macht mich einfach aus. Wenn man mich kennenlernt, gibt es da zwei Seiten. Eine, die sehr existenziell ist und eine andere, die verspielt und lustig ist und lebt, als gäbe es kein Morgen. Ich glaube, das kommt einfach in der Musik rüber und es ist sehr wichtig für mich, beide Seiten zu zeigen, denn wenn man nur eine sieht, versteht man mich nicht ganz." - Tkay Maidza

Als erste Rapperin steht Tkay Maidza bei dem traditionsreichen Indie-Label 4AD unter Vertrag. Widersprüchlich findet sie diesen Genremix keinesfalls. Vielmehr bereichert er - und lässt dieses Album in allerlei Facetten erstrahlen. Die Möglichkeit, sich stilistisch auszuleben, nutzt das Multitalent auf Sweet Justice gekonnt.

(Autorin: Mathilda Schiller)

ill peach - "This Is Not An Exit"

Rezension ill peach
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Pat Morrissey und Jess Corazza alias ill peach kennen sich seit der Highschool. Dort singen sie zusammen in einer Jazz-Acapella Gruppe und merken schnell, dass sie musikalisch gut zusammen passen. Allerdings nicht, weil sie so viel gemeinsam haben.

“Musikalisch sind wir das komplette Gegenteil voneinander. Aber wir lieben es, mit diesen Gegenteilen im Sound zu spielen. Wenn wir zum Beispiel einen fröhlichen Song schreiben, dann geht es darin inhaltlich um etwas Trauriges.” - Jess Corazza von ill peach

Nach der High School geht es für die zwei nach New York, wo sie als Songwriter*innen für andere schreiben. Für Weezer, Icona Pop oder Pharrell Williams. Oft wird ihnen gesagt, dass ihre Ideen etwas zu weit weg vom Mainstream wären, zu weird. Und das es da doch besser wäre, wenn sie ein eigenes Projekt starten würden. Gesagt, getan. ill peach sind geboren.

Mit This Is Not An Exit legt das Duo jetzt sein Debütalbum vor, dem man anmerkt, dass die beiden sehr genau wissen, wie moderne Pop-Musik funktioniert. Es wird aber auch schnell klar, was mit diesem "zu weird" gemeint war. ill peach-Songs schlagen mehr als einen Haken, springen wild durch die Pop-Historie und von Genre zu Genre. Colliding zum Beispiel beginnt mit einem Gitarren-Intro, das uns in die 90er entführt, nur um dann zu einem Breakbeat-Club-Song zu mutieren.

“Diese Gitarren, das ist die Musik, die wir früher in Minnesota gehört haben. Leute sagen dazu Minnesota-Emo oder Midwest-Emo. Wir wollten das wieder hochholen, was wir in der High School gehört haben.” - Pat Morrissey von ill peach

ill peach oszillieren wild zwischen Hyper-Pop, Indie, Rage Against The Machine und unzähligen weiteren Genres und Einflüssen. Eklektisch, experimentell und mit viel Punk-Attitüde. Am Ende aber trotzdem Pop-Musik. Weirde Pop-Musik.

(Autor: Micha Gehrig)

Bar Italia - "The Twits"

Rezension Bar Italia
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2020, als die Welt zum Stillstand kommt, beschließen Nina Cristante, Jazmi Tarik Fehmi und Sam Fenton in London Bar Italia zu gründen. Schnell werden sie während des ersten Corona-Lockdowns zu einer der gehyptesten Bands Großbritanniens. Und das obwohl oder vielleicht gerade weil sie kaum Infos über sich preisgeben und ihre Musik für sich sprechen lassen. Mittlerweile ist klar, wer hinter Bar Italia steckt, das hat dem Hype aber keinen Abbruch getan.

Ein Hype, der sich mittlerweile nicht mehr nur auf Großbritannien beschränkt. In den USA hat sich die Band in kürzester Zeit Kultstatus erspielt, Stars wie Breaking Bad-Schauspieler Bob Odenkirk zählen zu den Fans. Spätestens mit dem Debütalbum Tracey Denim im Mai dieses Jahres wird man auch in Berlin auf Bar Italia aufmerksam. Das erste Konzert dort ist innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Kein Grund für die drei, die Füße hochzulegen. Schon wenige Monate nach dem Debüt gibt es Album Nummer 2.

The Twits, so der Albumtitel, ist lauter, düsterer und rauer als der Vorgänger. Aber nur zu gewissen Teilen, denn das Trio liefert über 13 Songs eine ganze Bandbreite an Stimmungen und Emotionen ab. Es gibt Ausflüge Richtung Country-Blues und in experimentellere Ecken. Oft werden Assoziationen mit Bands wie The Velvet Underground wach.

Mit der Band rund um Lou Reed verbindet Bar Italia auch der Coolness-Faktor. Wie bei The Velvet Underground scheint beim Trio aus London alles zu passen, der Sound, der Look, die Texte, alles cool, ganz ohne Anstrengung. Spätestens mit diesem neuen, zweiten Album versteht man den Hype um die Band.

(Autor: Micha Gehrig)

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"Frisch gepresst"-Historie: