Kettcar - "Gute Laune ungerecht verteilt" | Album der Woche

Marcus Wiebusch erzählt im FluxFM Interview, dass Kettcar keine "Politonkel" sein wollen, aber auch nicht die "befindlichkeitsfixierten Nuller-Jahre Indie Boys". Man habe mit dem neuen Album Gute Laune ungerecht verteilt einen Weg gefunden, wie sich Songs mit klarer Kante schreiben lassen und danach kommt halt ein Liebeslied. Denn auch Letzteres ist eine Disziplin, die Wiebusch als Lyriker spannend findet.

Kettcar versuchen mit ihren Songwriting immer beides: Kopf und Emotion abzuholen. Der Anspruch von seinen Hörer*innen schon einen gewissen intellektuellen Anspruch zu erwarten und trotzdem das Herz zu treffen, ist zum Trademark des Kettcar'schen Songwritings geworden. Und so wird innerhalb der Band mittlerweile auch heftig diskutiert, wenn ein Song zum einen oder anderen Extrem neigte. 

"Ich finde nur intellektuelle Musik stinklangweilig - aber nur emotionale dann auch." Marcus Wiebusch

Wenn hier vom "Kettcar'schen" Songwriting geschrieben wird, dann ist genau das gemeint. Noch mehr als auf dem erfolgreichen Vorgänger Ich VS. Wir ist Gute Laune ungerecht verteilt ein Gemeinschaftswerk. Alle bringen Ideen ein, schreiben teils sogar komplette Lieder, die es - wie München (geschrieben von Reimer Bustorff) - nicht nur auf das Album schaffen, sondern gar zur Singleauskopplung avancieren.

Die klare politische Haltung die Gesellschaft von den Schwächsten her zu denken, das abermalige Wiederholen, dass Humanismus nicht verhandelbar sei und das simple Einstehen für das moralisch Richtige, führte laut Wiebusch zu einem interessanten Wechsel in der Fanschaft.

In ihrer Hochphase des Erfolgs 2005 mit Songs wie Balu, seien auch sehr mainstreamige Fans zu den Konzerten gekommen. Nach Songs wie Sommer '89 und dem kompletten Ich VS. Wir Album, seien die aber weitergezogen - und spannenderweise alte ...But Alive-Fans (Wiebuschs vorherige Band von 1991-1999) wurden wieder reaktiviert, denen Kettcar in den 2000er Jahren zu seicht geworden sind. 

Gute Laune ungerecht verteilt ist damit ein guter Querschnitt der letzten 20 Jahre. Ein sozialkritisches Bollwerk, das von cleveren Einschüben, die weniger wort-, sondern gefühlsgewaltig daherkommen, unterbrochen wird. 

Hier könnt ihr die neue Platte von Kettcar auf Vinyl gewinnen:

Im Radio: 8. bis 14. April2024

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