IDLES - "TANGK" | Feature, © Tom Ham
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IDLES - "TANGK" | Feature

Harte Schale, weicher Kern. Punk-Boys mit Liebesbeweis.

26.02.2024

Brachialer Sound, lautes Gebell und chaotische Live-Shows. Dafür ist die die britische Post-Punk-Band IDLES berühmt und berüchtigt. Fans in Deutschland haben sich den März 2024 schon vor Monaten rot im Kalender markiert. Der Grund für das Wiedersehen könnte dabei nicht schöner sein.

Fast schon zahm präsentiert sich das Quintett aus Bristol auf ihrer neuen und fünften Platte TANGK. Eine Ode an die Liebe. Die Liebe zur Band selbst, zu den Fans und zum Nachwuchs, den Frontmann Joe Talbot bekommen hat.

Die Freuden des Elternseins

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Seine Tochter gibt ihm neue Motivation und Energie um die TANGK-Ära in all ihren Belangen selbst zu gestalten. Auch visuell.

Von Musikvideos, über Promo und Merch, bis zu den Schildern an der Umkleide der Band während der Tour - alles liegt in den Händen der Band und vor allem Joe Talbot. Das kommt aber nicht überraschend, wenn man bedenkt dass Joe selber Film studiert hat und Rhythmusgitarrist Lee Kiernan am British Institute for Modern Music in Bristol Film unterrichtet hat.

Der visuelle Aspekt

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Besonders das Musikvideo zu Grace sticht ins Auge. Denn nach nur wenigen Sekunden wird dem geschulten Musik- und insbesondere Coldplay-Fan klar: den jungen Mann kenne ich doch? Und ja, der Clip zu Grace ist eine AI-manipulierte (auch Deepfake genannt) Version vom Coldplay-Klassiker Yellow aus dem Jahr 2000.

Wer an der Oberfläche der IDLES-Diskographie kratzt merkt wie schroff und laut der Sound der britischen Band sein kann. Doch schon immer ging es ihnen darum sich mit dem Publikum zu verbinden. Schon immer menschelt es sehr in den Texten der IDLES, mal mehr mal weniger offensichtlich. Es geht um Liebe, Anerkennung und Mitgefühl, Verständnis und Rücksichtnahme. Nicht die ersten Zuschreibungen, die einem beim Genre Post-Punk einfallen würden. Ein Paradebeispiel dafür: der Song Danny Nedelko vom Erfolgsalbum Joy as an Act of Resistance.

Mit TANGK machen Joe Talbot und Co. einen Sprung in die tiefen Gewässer der Liebe.

Die Akkorde der zutiefst zerbrechlichen Pianoballade A Gospel zum Beispiel, schreibt Gitarrist und Keyboarder Mark Bowen bei sich zuhause. Die Aufnahme, die es auf die Platte geschafft hat, nimmt er mit dem Handy auf und da zu hören ist auch sein Kind im Hintergrund.

Besonders ist der Track aber auch, weil Pianostücke rar gesät sind in den nun fünf Studioalben der Band.

A Gospel

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Für TANGK setzen IDLES wieder auf die magischen Producer-Hände von Kenny Beats, der schon auf dem Grammy-nominierten Vorgängeralbum CRAWLER mitgewirkt hat und mit Artists wie Vince Staples und Denzel Curry zusammen gearbeitet hat. Neu an Bord ist auch der britische Produzent Nigel Godrich, der Kollaborationen mit Bands wie Radiohead, U2 und R.E.M in seiner Vita stehen hat.

Die Platte brachte aber auch eine neue Art der Herausforderung mit sich, erinnert sich Joe Talbot im Interview.

Herausforderung beim Produzieren

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Den Abschluss der neuen Platte bildet der Track Monolith - ein ruhiger, minimalistisch produzierter Song, der die textliche Thematik des schon angesprochenen Songs Grace aufnimmt. In Grace heißt es:

No god
No king
I said love is the thing
No crown
No ring
I said love is the thing

In Monolith dann wie folgt:

I’ve found myself my own king
I took his crown I took his ring

Und auch wenn Joe Talbot nicht absichtlich die Verbidnung zwischen den beiden Songs lyrisch hergestellt hat, gibt es doch eine tiefere Bedeutung dahinter

Narrativer Bogen

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TANGK fühlt sich sehr stark danach an, als wären IDLES mit sich im Reinen. Es gibt niemanden etwas zu beweisen. Das einzige was die britischen Punkrocker wollen, ist Musik machen, sich und ihren Sound weiterentwickeln und auf Entdeckungsreise gehen. Dabei die Verbindung zu sich selbst und der Welt nicht zu verlieren, ist oberste Maßgabe - vor allem auch bei den kommenden Liveauftritten ihrer Tour zum neuen Album.

Am 15. März spielen IDLES in Berlin in der Max-Schmeling-Halle. Wir verlosen Tickets für die Show. Einfach beim unten aufgeführten Gewinnspiel teilnehmen und die Frage beantworten.

Das Interview führte Jonathan Lüders.