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Ein Ausflug in den Wedding Christian Lohse

Der kleine Berliner Straßenführer

Manga-Bell-Platz

05.12.2022 Diona Bathily

Der Weg von meiner Bude in Neukölln bis in den Wedding kommt mir vor wie eine halbe Weltreise. Aber ich habe mich heute gerne etwas länger in die Bahn gesetzt. Denn, etwas ganz Besonderes passiert. Der Nachtigal Platz wird umbenannt. Von jetzt an heißt er Manga-Bell-Platz. Was für ne Story hinter dem Namen steckt, schau ich mal fix nach.

Als König Rudolf Manga Bell 11 Jahre alt ist, verändert sich sein Heimatland Kamerun schlagartig: Das Küstengebiet um Duala wird unter Gustav Nachtigal vom Deutschen Kaiserreich eingenommen. Es ist der Beginn der Deutschen Kolonialzeit in Kamerun. Die Bevölkerung wird unterdrückt, Widerstände werden zerschlagen. Mit 18 Jahren wird Bell nach Deutschland geschickt. Er lernt Deutsch und kehrt nach einem erfolgreichen Schulabschluss zurück nach Kamerun. Die ungerechte Behandlung der Bevölkerung und die deutsche Kolonialherrschaft im Land dauern bereits den Großteil seines Lebens an – da wird Bell friedlicher Anführer des Widerstands. Zusammen mit kamerunischen Volkshäuptern verfasst er einen offenen Brief und eine Petition an den deutschen Reichstag. Ohne Erfolg. Obwohl Manga Bell zeit seines Lebens dem Kaiser treu geblieben sein soll, wird er 1914 wegen Hochverrats am Deutschen Kaiserreich zum Tode verurteilt. Sein Tod macht ihn zum Märtyrer und Legende.

Es ist auf jeden Fall höchste Zeit Manga Bell mehr Beachtung zu schenken – Ein erster wichtiger Schritt ist die Umbenennung. Dass der Ort bisher nach dem Mann benannt wurde, der die Kolonialgründung in Kamerun vollzogen hat, ist auch einfach nur daneben.