Frisch gepresst - 09.09.2022
Mit Sudan Archive, Son Little und Oliver Sim
09.09.2022
Sudan Archives – Natural Brown Prom Queen
Immer wenn es heißt, es könne auf Erden nix Neues mehr geben, kommt jemand daher und belehrt uns eines Besseren. Jemand wie Brittney Denise Parks. 2017 startet sie als Sudan Archives eine Rebellion mit ungeahnt braven Mitteln: sie morpht liebevolles Geigenspiel mit einer losen Interpretation von R&B, HipHop und Soul – und eröffnet völlig neue Violinen-Welten außerhalb des David Garett-schen Kleinbürgerkosmos. Mit „Natural Brown Prom Queen“ schreitet sie selbstbewussten Schrittes voran, erweitert ihr musikalisches Terrain gekonnt in Richtung konventioneller R&B. Doch ausgerechnet die Geige, Parks Markenzeichen, scheint auf dieser Platte etwas vernachlässigt und hinkt hinterher.
Son Little - Like Neptune
Wasser spielt auf dem neuen und vierten Studioalbum "Like Neptune" von Son Little eine größere Rolle. Aaron Earl Livingston singt von der Flut, vom Regen oder dem Ertrinken in Lügen. So entstand dann wohl auch der vom römischen Meeresgott inspirierte Titel. Seit der Debüt-EP "Things I Forgot" von 2014 steht die soulige Bluesstimme des US-Amerikaners im Mittelpunkt. Drumherum baut Aaron teils minimalistische Instrumentals mit verspielten, aber eingängigen Rythmen. Dabei bleibt dennoch genug Platz für dezente Synths und leidenschaftliche Gitarrenparts.
Oliver Sim - Hideous Bastard
Ab und zu landet im Mail-Postfach unserer Redaktion eine Nachricht mit einem Doppel-X am Ende. Eigentlich nix weiter als eine freundliche Abschiedsgeste, ein „Küsschen“. Doch wann immer unsere Redakteurin die beiden Buchstaben nebeneinander sieht, setzt ganz unweigerlich und komplett out of context ein melancholisches Synthiebrummen ein. So sehr ist das Indie-Gespann „The XX“ in ihr Hirn eingebrannt. Seit zwei Drittel des Trios - Jamie und Romy - solo unterwegs sind, wird die Assoziationskette ohnehin schon immer länger. Nun bringt Oliver Sim, der dritte im Bunde, mit seinem Debüt „Hideous Bastard“ die Synapsen vollständig zum Glühen. Zu den altbekannten Sinthies gesellt sich ein unvergesslich roher Gesang, und Texte, in denen Sim ebenso eindrucksvoll wie radikal ehrlich mit seiner HIV-Infektion abrechnet.