Frisch gepresst - mit Nia Archives, Sleaford Mods & The Blaze

Nia Archives - Sunrise Bang Ur Head Against Tha Wall

Die Breakbeat Bewegung bringt in den späten 80ern Drum'n'Bass hervor. Dank junger und diverse Produzent:innen feiert die Stilrichtung seit einigen Jahren ein stattliches Revival. Nia Archives, die damit vor allem auf TikTok unfassbar erfolgreich ist, zählt zur britischen Avantgarde dieser Bewegung.

Auf So Tell Me mischt die Londonerin die neu angestrichenen Breakbeats mit Pop-Melodien und Synthie-Einschüben. Hier werden Grenzen verschoben und mit alten Mitteln neue, spannende und kontemporäre Abzweigungen gefunden. Dabei wirbelt sie auf der neuen EP Sunrise Bang Ur Head Against Tha Wall auch gern ein bisschen Staub auf.

Nia Archives streift dabei nicht nur die in UK florierende Nu Jazz Szene, sondern nimmt auf dem Weg durch den Londoner Untergrund noch ein paar Hip-Hop und Souleinflüsse mit und vermischt alles zu einem ansteckenden Mix. Die EP zeigt was Nia Archives drauf hat - und lässt erahnen, dass die nächsten Jahre noch einiges von ihr zu hören sein wird.

Sleaford Mods - UK Grim

Erst Brexit, dann Corona und jetzt auch noch Inflation. Großbritannien schlittert seit Jahren von einer Krise in die nächste und ist für Jason Williamson und Andrew Fearn alias Sleaford Mods nur noch ein Schatten seiner selbst. Die beiden sind seit jeher gute Beobachter des britischen Zerfalls und machen mittlerweile sogar einen Verwesungsgeruch aus, der über dem Land liegt. Mit ihrer neuen Platte UK Grim legen sie ihr bisher wütendstes Werk vor.

Das die zwölfte Platte der Sleaford Mods am Ende so wütend werden würde, war im übrigen nicht geplant und fiel auch erst keinem auf. Erst Williamsons Frau machte die beiden darauf aufmerksam mit den passenden Worten "This album's really f*cking angry."

Dabei wird nicht nur in Richtung Establishment und Politik ausgeteilt. Auch die DIY-Szene, aus der die beiden stammen, bekommt ihr Fett weg.

Mit dem Erfolg der aus Nottingham stammenden Musikern keimen natürlich auch Stimmen auf, die ihnen Sell-Out vorwerfen, was schon fast absurd erscheint , denn angepasst oder verbogen haben sich die beiden seit ihrem Durchbruch so gut wie nicht. Auch UK Grim wird immer noch getragen vom Sound, mit dem sie groß wurden. Nur das sie 2023 eben ein Stückchen wütender sind als zuvor.

The Blaze - Jungle

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Festivalsommer 2022: Die Pandemie schiebt sich in die Hinterköpfe, Menschenmassen drängen wieder Richtung Main Stage. Und auch die Cousins Guillaume und Jonathan Alric, bekannt als Elektro-Duo The Blaze, bespielen wieder große Bühnen. Ihre Shows sind berühmt berüchtigt: In blau getunkte Videoaufnahmen von Augen und Armen, Menschen in Slow-Mo und skurrilen Masken ergänzen ihre introspektive Musik zu einem audiovisuellen Gesamtkunstwerk.

Die neue Platte Jungle des französischen Duos ist spürbar geprägt von einer Zeit, in der Liveauftritte an der Tagesordnung standen. Über vier Jahre hinweg tourten The Blaze quer über den Globus. Die Frage, ob und wie ein Musikstück live wirkt, ist zum festen Bestandteil ihres Schreibprozesses geworden. Die dicht geschichteten Songs steigern sich dramaturgisch, gleichen einem fesselnden Schauspiel.

The Blaze legen Track für Track eine messerscharfe Gratwanderung zwischen energischem Uptempo und nebulöser Traumlandschaft hin. Es geht nach vorne, aber schwebend. Verträumte Melodien, Titel wie Lullaby, Dreamer oder Haze, lassen uns Schlafwandeln, ab und zu stolpern wir - und landen dabei unverhofft auf der Tanzfläche.