"When I get home I'm ready to go again" | Curtis Harding im Interview
"Departures & Arrivals: Adventures of Captain Curt"
01.07.2025 Nadine Kreutzer
15 Gitarren, '74 Chevy Nova, Homestudio - eigentlich hat Soulmusiker Curtis Harding alles in seiner Heimatstadt Atlanta was er braucht. Aber so oft er auf Tour auch Heimweh hat, jedes Mal wenn er wieder zu Hause ist, kommt die Lust auf neue Abenteuer wieder auf. "The Push And The Pull which is Rock and Roll" wie Captain Curt selbst sagt.
Who is Captain Curt?
Sein neues Album ist ein Konzeptalbum, das sich um die Figur "Captain Curt" dreht – eine Art Alter Ego des Künstlers. Inspiriert vom Weltraumthema metamorphosiert Harding zu einem Astronauten der durch den Kosmos schweift. Der Name ist kein Zufall: In seiner Kindheit wurde Curtis oft "Captain Curt" genannt – ein Spitzname, den er nun mit einem Augenzwinkern zurückbringt. "Nur zum Spaß", sagt er. Die Musik bleibt dabei gewohnt stark und persönlich – mit viel Soul, Groove und Tiefgang.
Das Heim- & Fernweh Ping Pong
Harding wird erneut nach Deutschland kommen und drei Konzerte spielen. Die Stationen sind Berlin, Hamburg und Köln. Insgesamt stehen im Oktober sogar 17 Shows auf dem Plan. Das Berliner Konzert findet passenderweise am Tag vor Halloween statt – Curtis ist großer Halloween-Fan und zieht in Erwähgung sich als Captain zu verkleiden. Die Lust auf Abenteuer packt ihn vor allem nach einer Tour wenn er wieder in Atlanta ist. Auf das Heim- folgt das Fernweh und umgekehrt. So kam auch der Albumtitel zu Stande. Mehr dazu erfahrt ihr im FluxFM-Interview mit Moderatorin Nadine Kreutzer.
Übersetztes Transkript des Interviews:
Nadine Kreutzer: So, werte Damen und Herren, wir haben einen ganz tollen Künstler heute bei uns zu Besuch. Curtis Harding ist da. Er wird auch als die moderne Seele des Soul beschrieben, denn er hat eine musikalische Vision und er hat eine unverwechselbare Stimme und die steht irgendwie so zwischen Tradition und Zukunft und das macht genau das Besondere an diesem Künstler aus. Wir freuen uns sehr, dass er hier ist. Er hat eine große Europatournee vor sich im Oktober und November. Am 17. Oktober startet die. Und vorher ist er ein bisschen hier in Europa unterwegs und erzählt was zu seinem ganz neuen Album "Departures and Arrivals, Adventures of Captain Curt". Und Captain Curt ist hier direkt neben mir. Willkommen bei FluxFM!
Curtis Harding: Danke. Danke, dass ich hier sein darf.
Nadine Kreutzer: Ich habe viele deiner Songs gehört. Ich freue mich sehr, dass du hier sitzt. Du bist ein bisschen müde, weil du viel arbeitest?
Curtis Harding: Oh ja. Aber es ist eine Arbeit aus Liebe. Also lohnt es sich.
Nadine Kreutzer: Wann warst du das letzte Mal in Atlanta?
Vor etwa vier Tagen.
Nadine Kreutzer: Vor vier Tagen? Du bist also gerade erst nach Europa geflogen und machst jetzt eine große Tour. Also, Captain Curt – wann kam dir die Idee, dieses Konzeptalbum zu machen? Wer ist Captain Curt?
Curtis Harding: Ich bin Captain Curt. Ich denke, die Idee für das Konzeptalbum kam, nachdem ich die Songs aufgenommen hatte. Noch bevor sie komplett gemischt und gemastert waren. Ich habe mir die Inhalte der Texte angehört und dachte: Wow, da zieht sich ein Thema durch. Also war es nur logisch, daraus ein Konzeptalbum zu machen. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gemacht, aber es war sehr organisch. Es fühlte sich richtig an, also habe ich es gemacht.
Nadine Kreutzer: Geht es darum, sich nach etwas zu sehnen – nach einem Ort oder einer Person? Worum geht’s?
Curtis Harding: Um all das. Es geht darum, sich distanziert zu fühlen. Im übertragenen und im wörtlichen Sinn. Einfach darum, wieder zu sich selbst zurückzufinden, nach Hause zurückzukehren – und Zuhause ist, wo das Herz ist. Das kann überall sein.
Nadine Kreutzer: Wie oft hast du dieses Gefühl?
Curtis Harding: Oft, wenn ich auf Tour bin. Ich kriege oft ein wenig Heimweh. Aber wenn ich dann zu Hause bin, denke ich: Okay, ich bin bereit, wieder loszuziehen. Es ist Zeit für ein neues Abenteuer. The Push and The Pull which is Rock and Roll.
Nadine Kreutzer: Die neue Platte ist jetzt raus. Du hast dieses Album wieder alleine aufgenommen, obwohl du viele berühmte Musiker*innen um dich herum hast, mit denen du zusammenarbeitest und die du für Aufnahmen einlädst. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Curtis Harding: Ja, es hat sich einfach richtig angefühlt. Ich wusste irgendwie schon, in welche Richtung es zumindest klanglich gehen sollte, weil ich über längere Zeit einige Demos gesammelt hatte. Und als ich dann den Ort gefunden hatte – das Studio von Adrian von den Black Pumas in Austin – war ich dort und dachte: Ich kann das selbst produzieren. Ich weiß, wie und wo es klanglich hingehen soll. Und es hat funktioniert.
Nadine Kreutzer: Also habt ihr alles Nötige bei euch in Atlanta?
Curtis Harding: Ich habe einiges für die Vorproduktion zu Hause, aber nichts, was mit einem echten Studio mithalten kann. Ich sage den Leuten: Man kann zu Hause eine Platte aufnehmen, aber sie wird nie so klingen wie im Studio, mit all dem externen Equipment und einem Tontechniker, der weiß, was er tut. Aber man kann auch großartige Sachen zu Hause machen – ein paar der Sachen auf diesem Album habe ich tatsächlich zu Hause aufgenommen und dann die Spuren ins Studio mitgenommen, um sie dort mit externer Technik zu veredeln. Das hat teilweise super funktioniert.
Nadine Kreutzer: Und du hast die Songs größtenteils live aufgenommen – in einem Take oder mit anderen Musiker*innen zusammen über längere Zeit?
Curtis Harding: Ja, ich habe die Demos mitgebracht und einige Musiker*innen eingeladen, mit denen ich auch live spiele. Mein Freund Joshi, der auch selbst ein großartiger Künstler ist, hat viele Keyboard-Parts gespielt. Mein anderer Freund Noah Bond hat Schlagzeug gespielt. Und ich habe noch meinen Freund Sean Thompson aus Atlanta mitgebracht, mit dem ich viel auf Tour war – er hat ein paar Gitarrenparts und auch Bass gespielt. Aber den Großteil der Instrumente habe ich selbst gespielt.
Nadine Kreutzer: Was ist dein Lieblingsinstrument – die Gitarre?
Curtis Harding: Ehrlich gesagt: Gitarre und Bass. Ich habe viele Songs auf dem Bass geschrieben.
Wenn man sich das Album anhört, merkt man: Es ist sehr Bass-getrieben, sehr rhythmuslastig. Wenn der Rhythmus steht, fällt alles andere bei mir an seinen Platz. Rhythmus und Melodie sind das, womit ich anfange. Ich denke: Wenn man einen schlechten Bassisten oder Drummer hat, wird die Band auch schlecht sein. Du kannst einen mittelmäßigen Gitarristen haben – wie mich – aber … [Curtis lacht]
Nadine Kreutzer: Aber du sagst, Bassisten sind immer die Coolsten.
Curtis Harding: Ja, genau. Man braucht einen guten Bassisten und einen guten Drummer. Ohne das ist man aufgeschmissen.
Nadine Kreutzer: Mit welchem Instrument hast du angefangen? Mit Gitarre?
Curtis Harding: Mit Schlagzeug. Ich war Drummer.
Nadine Kreutzer: Also können wir dich ans Schlagzeug setzen, an den Bass, an die Gitarre und ans Mikrofon?
Curtis Harding: Ich habe etwas von meinen Schlagzeug-Fähigkeiten verloren, aber ich kann noch gut genug spielen, um ein solides Groove-Fundament zu schaffen – und das reicht mir mittlerweile beim Schreiben. Aber ich hole dann Leute wie Noah Bond dazu, um das Ganze episch zu machen.
Nadine Kreutzer: Natürlich. Wir hören jetzt einen neuen Song von dir: True Love Can't Be Blind.
Curtis Harding: Wahnsinn. Los geht's.
Nadine Kreutzer: Nein, du musst uns noch sagen worum geht’s in dem Song?
Curtis Harding: Es geht darum, jemanden geliebt zu haben, mit dem man nicht mehr zusammen ist – der nicht mehr im selben Raum, nicht mehr in deiner physischen Welt ist. Aber du siehst diese Person in Gedanken immer noch, du hörst sie – also: Ich bin noch in diese Person verliebt und sehe sie vor mir. Wie kann wahre Liebe blind sein? Es ist einfach ein Wortspiel, mehr nicht. Ganz simpel.
Nadine Kreutzer: Hier ist Curtis Harding bei FluxFM: True Love Can't Be Blind.
[Curtis Harding - "True Love Can't Be Blind"]
Nadine Kreutzer: True Love Can't Be Blind – Curtis Harding, ein Stück seiner neuen Platte Departures and Arrivals, Adventures of Captain Curt. Er wird im Herbst erneut nach Deutschland kommen und dann drei Konzerte spielen – in Berlin im Festsaal Kreuzberg, in Hamburg in der Großen Freiheit und in Köln. Weißt du sowas eigentlich? Oder bist du eher so: Wo bin ich nächsten Monat? Was mache ich? Wo tour ich? Hast du einen Plan?
Curtis Harding: Ich schwebe im Weltall.
Nadine Kreutzer: Dachte ich mir.
Curtis Harding: Ja, du weißt schon…
Nadine Kreutzer: Aber im Oktober stehen 17 Konzerte an.
Curtis Harding: Ja, ich weiß, dass das Konzert hier in Berlin am Tag vor Halloween stattfindet.
Nadine Kreutzer: Also vielleicht wirst du dich als Captain verkleiden?
Curtis Harding: Oh ja, auf jeden Fall!
Nadine Kreutzer: Ein bisschen mehr über Captain Curt – da es ein Konzeptalbum ist, dreht sich alles um dich oder diese Figur Captain Curt, oder?
Curtis Harding: Ja, wegen des Inhalts der Songs und dem Weltraumthema habe ich mir vorgestellt, dass ich dieser Charakter bin – ein Captain. Vielleicht war er in der Luftwaffe, ist Flugzeuge geflogen und wurde dann Astronaut. Mein Name ist Curtis, und die Leute zu Hause nennen mich Curt. Als ich jünger war, sagten sie immer: "Captain Curt, was geht ab?" Also dachte ich mir: Lass uns das zurückbringen. Lass uns ein bisschen Spaß haben. Es ist einfach ein Wortspiel. Nur zum Spaß.
Nadine Kreutzer: Es ist wirklich eine großartige Platte geworden. Einen Song davon haben wir schon gehört – jetzt wird Curtis Harding noch einen weiteren für euch live spielen. Du hast deine Gitarre mitgebracht?
Curtis Harding: Ich habe sie mitgebracht.
Nadine Kreutzer: Wie viele Gitarren hast du zu Hause?
Curtis Harding: Oh Mann, ich habe ziemlich viele. Ich glaube, vielleicht 15.
Nadine Kreutzer: Du brauchst doch gar nicht so viele.
Curtis Harding: Ich habe angefangen, Gitarren zu kaufen, als ich noch nicht viel darüber wusste. Und als ich dann mehr über Gitarren gelernt habe, fing ich an, die zu kaufen, die ich wirklich brauchte und wollte. Also ein paar Fenders, Gibsons, alte Pre-CBS-Modelle…
Nadine Kreutzer: Hast du ein Auto?
Curtis Harding: Ja, ich habe ein '74 Nova – der ist richtig schön.
Nadine Kreutzer: Und du rast durch Atlanta, alle winken dir zu und rufen: "Hey, Captain Curt ist wieder da!"
Curtis Harding: Ganz genau so ist es!
Nadine Kreutzer: Jetzt wird Curtis Harding einen Song für uns spielen – There She Goes. Vielleicht erzählst du kurz was über den Song, bevor du zur Gitarre greifst. Eine von deinen 15.
Curtis Harding: Okay, cool. Der Song beschreibt – denke ich – mein Idealbild davon, was für mich die perfekte Frau ist. Denn was für mich perfekt ist, ist es vielleicht nicht für jemand anderen. Es geht einfach darum, wie sie sich in einer Menge von Menschen hervorhebt – sie fällt auf, sie sticht heraus. Und genau darum geht's: There She Goes.
Nadine Kreutzer: Wie viele solcher Frauen hast du bisher gesehen?
Curtis Harding: Oh Herrje, jetzt bringst du mich in Schwierigkeiten.
Nadine Kreutzer: Ach komm, wir sind in Berlin – hier hört eh niemand zu.
Curtis Harding: Ich sehe dich gerade.
Nadine Kreutzer: Oh, danke! Ich habe nach einem Kompliment gefischt – jetzt habe ich es! Vielen Dank, dass du hier warst.
Curtis Harding: Danke, dass ich hier sein durfte.
Nadine Kreutzer: Wir sehen uns dann im Oktober wieder.
Curtis Harding: Ja, auf jeden Fall.
Nadine Kreutzer: Gute Reise durch Europa!
Curtis Harding: Danke!
[Curtis Harding - "There She Goes" (Live im FluxFM Studio)]