Dimitrij Schaad über Die Känguru-Verschwörung | Interview, © X Verleih AG
Dimitrij Schaad (links) steht mal wieder mit dem frechsten Känguru des Landes vor der Kamera. X Verleih AG
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Dimitrij Schaad über Die Känguru-Verschwörung | Interview

Ein Gespräch über den neuen Känguru-Film, die erste Regiearbeit von Marc-Uwe Kling und das Känguru

25.08.2022 Ron Stoklas

Zwei Jahre nach Die Känguru-Chroniken erscheint am 25. August mit Die Känguru-Verschwörung der neue, zweite Film rund um das freche Beuteltier. Zum Filmstart haben wir - in Abwesenheit des Kängurus - mit Hauptdarsteller Dimitrij Schaad gesprochen.

Das Gespräch mit Schauspieler Dimitrij Schaad zum Anhören:
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"Das Känguru ist der Main Act, ich der Beilagensalat."

FluxFM: Die Erde, ist sie eine Kugel, ist sie flach oder ist sie dann doch eher ein Würfel?

Dimitrij Schaad: Die Erde ist grundsätzlich eine Simulation, die von Elon Musk programmiert worden ist. Und wir leben alle aufgrund von Elon dem Großen.

FluxFM: Und damit willkommen zum Gespräch über Die Känguru Verschwörung mit Dimitri Schaad. Der zweite Film der Känguru-Reihe von Mark Uwe Kling kommt jetzt ins Kino und du bist wieder dabei an der Seite des Kängurus oder ist das Känguru an deiner Seite? Was trifft eher zu?

Dimitrij Schaad: Ich bin an der Seite des Kängurus. Das Känguru ist der Main Act. Das hat die großen Gags, die zündenden Ideen und alles. Und ich bin ein bisschen, Ich bin der Beilagensalat.

FluxFM: Das Känguru - Spoiler - ist nicht echt. Es ist computeranimiert.

Dimitrij Schaad: Pure Verschwörung! Es ist natürlich echt. Und es ist wie immer großartig.

FluxFM: Wie ist es mit dem Känguru dann zu drehen? Es ist ja ein sehr spezieller Charakter, muss man sagen, wenn man die Literaturvorlagen kennt. Wie würdest du die Zusammenarbeit vor der Kamera mit euch beiden beschreiben?

Dimitrij Schaad: Sie findet größtenteils nicht statt, weil es meistens nicht erscheint. Und deswegen muss es oft gedoppelt werden von Volker Zack, einem großartigen Kollegen, der es im Motion Capture Anzug nachspielen kann. Und Trickster, die sensationelle Visual Effects Firma, hat es tatsächlich geschafft, das Känguru perfekt imitieren zu können in der Animation. Und so wird es dann ausgeglichen, dass das oft nicht erscheint.

Marc-Uwe Kling - prophetisches Genie oder ein Gespür für zukünftige Katastrophen?

FluxFM: Jetzt erzählt ihr in Die Känguru Verschwörung eine Geschichte, wie sie wahrscheinlich aktueller nicht sein könnte: Es geht um Verschwörungsideologien und -erzählungen aller Couleur in einer Zeit, in der auch wir diese in allen möglichen Formen erleben. Wie passend ist es, mit dem Thema natürlich auf eine satirische Weise ins Gericht zu gehen?

Dimitrij Schaad: Wir haben immer wieder mit Marc (gemeint Marc-Uwe Kling) den Satz gehabt, dass die Realität, die stattfindet, so absurd ist, dass man sie, was man normalerweise ja in der Satire macht, überspitzen müsste, aber nicht mehr überspitzen kann, sondern zum Teil unterspitzen muss, weil es sonst zu lächerlich wirken würde. Marc hat mir das erste Mal von dem Buch erzählt, als wir zusammen auf Kinotour waren für den 1. Teil. Und die Previews waren schon so erfolgreich, dass die Produktionsfirma Green Light gegeben hat für einen zweiten Teil. Und Mark hat schon seit ein paar Monaten da dran geschrieben und hat mir im Auto, was eines der schönsten Erlebnisse meines gesamten Lebens war, Szene für Szene, für Szene, den ganzen Plot erzählt, der damals schon so stand, wie er jetzt zu sehen ist. Und ich dachte das so Verschwörungstheorien, dass es doch so etwas sehr nischiges. Und auf einmal holt einen die Realität ein und ich weiß nicht, ob es sein prophetisches Genie ist oder sein Gespür für zukünftige Katastrophen. Aber auf einmal ist es in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und das ist natürlich kompletter, kompletter Irrsinn und tut natürlich einerseits unserem Film sehr gut und unserer Gesellschaft umso schlechter.

FluxFM: Und jetzt leben wir in dieser Realität, in der das an der Tagesordnung steht, in der Telegram Gruppen mit hunderttausenden Leuten gibt, die sich genau dafür faszinieren, die an alle möglichen Dinge in dieser Richtung glauben. Kann dieser Film diese Gruppen überhaupt erreichen oder muss man sagen, das ist ein Film, den werden sie nicht gucken, weil das Känguru ja ebenfalls Teil der Verschwörung ist?

Dimitrij Schaad: Es ist eine sehr ehrenwerte und große Frage. Und natürlich stellt sich grundsätzlich die Frage, wann jemals ein Unterhaltungsprodukt menschliche Gedanken wirklich so massiv hat verändern oder in eine andere Richtung steuern können? Ich glaube, das ist nicht möglich und meiner Erfahrung nach hat es das in der Form auch nicht gegeben bisher. Und das wird auch dieser Film nicht schaffen. Aber dadurch, dass es ein Film für die gesamte Familie ist und für größere Freundeskreise und den man sich bestenfalls gemeinsam anguckt: das, was er, glaube ich, erreichen kann, ist eine Diskussionsgrundlage zu schaffen und ein humorvolles Herantasten bei Leuten, die noch nicht ganz in den Kaninchenbau gefallen sind. Da wird es für mich interessant. Weil bei den Leuten, die sowieso denken, das ist alles totaler Quatsch. Gut. Und bei den Leuten, die sagen, wir reden totalen Quatsch auch nicht. Aber dieser Sweet Spot in der Mitte, die Wechselwähler, die kann man vielleicht noch damit erreichen.

Dimitrij Schaad über das Regiedebüt von Marc-Uwe Kling: "Habe Bauklötze gestaunt."

FluxFM: Als der erste Teil herausgekommen ist, gab es auch Leute, die meinten, das sei zu überzeichnet, die Figuren fast schon ins Lächerliche gehende. Aber es ist ja eine Überzeichnung der Realität. Wie findest du, hat sich das Filmische weiterentwickelt in der Hinsicht, wie das jetzt erzählt wird, was man dann zu sehen bekommt?

Dimitrij Schaad: Also es hat sich insofern weiterentwickelt, dass Marc-Uwe jetzt selbst Regie geführt hat, was das Beste ist, was diesem Film jemals hätte passieren können. Weil er der Erfinder dieses Kosmos ist. Er der Mensch ist, der diesen Humor erfunden, geprägt und natürlich über ein Jahrzehnt hinweg weiterentwickelt hat, mit seiner Leserschaft und Zuhörerschaft zusammen. Und die Dosierung des Humors und der Überzeichnung und der Pointen ist natürlich in seinen Händen am aller allerbesten aufgehoben. Und ich glaube, es ist uns viel besser gelungen als im ersten Teil, weil Marc ist da.

FluxFM: Was macht er denn anders als vielleicht auch andere Leute, mit denen du in deinen Jahren in der Branche zusammengearbeitet hast?

Dimitrij Schaad: Das Faszinierende war, dass es Marcs Regiedebüt ist. Niemand macht ein Regiedebüt, das in diesem High Budget Bereich ist. Und niemand macht ein Regiedebüt, für das er 40 Drehtage bekommt. Das passiert nicht. Und dass er also dieses vollständige Vertrauen der Produktionsfirma und des Verleihs hinter sich hat, dass er das exakt so hat machen können, wie er es hat machen wollen, ist erstaunlich. Und diese Freiheit hat niemand außer Orson Welles bei Citizen Kane, um mal so richtig dicken Vergleich hineinzuwerfen. Und das, was er anders gemacht hat, war dadurch, dass er so neu ist in diesem Bereich, war er die ersten Tage ein bisschen abtastend am Set, weil er einfach noch nicht genau wusste, wie das funktioniert. Und weil er aber so ein beängstigend kluger Mensch ist, hat er sich nach ungefähr einer Woche alles drauf geschafft, was er wissen muss, um am Set umzugehen und hat angefangen Jobs zu übernehmen, die andere Leute seit 15 Jahren machen und nicht so gut wie er nach ein paar Tagen. Die also nicht mal in seinem Aufgabenbereich waren, sondern dass er Drehpläne hat umschreiben können und dass er einen Drehtag hat besser gestalten können, als es andere Leute gemacht haben. Also ich habe Bauklötze gestaunt, weil es nicht möglich ist.

FluxFM: Jetzt kommt der Film ins Kino und da stellt sich natürlich die Frage, wie es weitergeht. Weil die Geschichte von dir im Film als auch dem Känguru ist noch nicht auserzählt. Da gibt es ja noch einiges, was passieren kann. Inwiefern glaubst, hoffst oder weißt du vielleicht ja sogar schon, dass wir eine Känguru-Trilogie bekommen?

Dimitrij Schaad: Also ich glaube der Schnitt vom Film ist seit drei, vier Wochen fertig und seit da hat Marc zum ersten Mal seit zwei Jahren ein bisschen Zeit, um an etwas anderem zu arbeiten als an diesem Film. Filmemachen ist eine so kräftezehrende und langwierige Aufgabe, wenn man Regie macht und wenn man sie so gut macht, wie Marx sie gemacht hat. Deswegen gibt es vielleicht schon Ideen. Es gibt auf jeden Fall genug Menschen, die versuchen, Marc davon zu überzeugen, dass er es noch einmal machen sollte. Und wer weiß, vielleicht, wenn wir jetzt auf Kinotour gehen, dann erzählt er mir auch mal irgendwo ein ICE zwischen München und Hamburg die Geschichte für einen dritten Teil.

Das Interview mit Dimitrij Schaad über den Film Die Känguru-Verschwörung wurde erstmals am 20. August 2022 im FluxFM-Programm ausgestrahlt. Die Fragen hat FluxFM-Redakteur und -Moderator Ron Stoklas gestellt.