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WM 2026: Problematische Menschenrechtslage in den USA | Amnesty International im Interview

USA-Experte Sumit Bhattacharyya über Entwicklungen in den gastgebenden Nationen der WM 2026 und die Haltung der FIFA

01.12.2025 Ron Stoklas

Am 11. Juni 2026 beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Kanada, Mexiko und den USA. Bereits diesen Freitag, am 05. Dezember 2025, blickt die Fußball-Welt in Richtung Nordamerika. Dann findet die Auslosung der Gruppenphase im Kennedy Center in Washington, D.C. statt.

Während sich die einen auf ein sportliches Fest freuen, blickt man bei Amnesty International Deutschland zwiegespalten auf das Turnier. In jedem der drei Ländern gibt es demnach für sich kritische Aspekte.

USA & Menschenrechte? Nicht erst seit Trump problematisch!

Ein Fokus liegt auf den USA, wobei laut Sumit Bhattacharyya, USA-Experte bei Amnesty International Deutschland, die dortige Menschenrechtslage nicht erst seit dem erneuten Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident beobachtet wird:

"Die Menschenrechtssituation in den USA ist nie unkritisch gewesen. Auch in den letzten Jahrzehnten gab es Themen, die nicht zum selbsternannten Anspruch 'Champion der Menschenrechte' zu sein passten. Ich erinnere nur an Themen wie Todesstrafe oder Guantánamo." - Sumit Bhattacharyya im FluxFM-Interview

Aber: Infolge des von US-Präsident Donald Trump vorangetriebenen Staatsumbaus ist ein Negativ-Schub beim Thema Menschenrechte spürbar. Vor allem der Umgang mit Migrant*innen steht im Blickpunkt.

"Wir alle sehen mit großem Missvergnügen die Bilder von Menschen, die zusammengetrieben werden. Die vom ICE regelrecht ausgeräuchert werden. Und von Menschen, die sogar legal in den USA leben, nach El Salvador abgeschoben werden und auch brutal behandelt werden. Das sehen wir alle!" - Sumit Bhattacharyya im FluxFM-Interview

Haiti und Iran: Für die WM qualifiziert, aber nicht eingeladen

Die trumpsche Migrations- und Einreisepolitik wirkt sich direkt auf die WM aus. Mit dem Iran und Haiti sind Länder für das Turnier qualifiziert, deren Bevölkerung aktuell nicht in die USA einreisen darf.

"Da gibt es zwar eine präsidiale Order, dass die Teams anreisen dürfen, aber nicht unbedingt deren Familien und auch die Fans nicht. Das sind Themen, die sicherlich ein Problem sein werden und wo wir draufgucken müssen." - Sumit Bhattacharyya im FluxFM-Interview

Ähnlich kritisch steht es in den USA um die Rechte der LGBTQI+-Community sowie die Lage der Meinungs- und Pressefreiheit. Entsprechend können sich aktuelle Entwicklungen auch auf politisch aktive oder queere Fans, auswirken, die mit einem Besuch der Weltmeisterschaft liebäugeln.

FIFA und Menschenrechte? Eine komplizierte Beziehung...

Hier sieht Amnesty International Deutschland die FIFA als WM-Organisator in der Verantwortung. Wobei der Fußball-Weltverband dem eigenen Anspruch, die Welt durch Fußball zu vereinen, zuletzt nur bedingt gerecht wird.

Nachdem die letzten Fußball-Weltmeisterschaften der Männer unter kritischer Begleitung in Russland und Katar ausgerichtet wurden, wurde die WM 2034 nach Saudi-Arabien vergeben. Alles Länder mit einem problematischen Menschenrechtsstatus. Immer im Fokus: FIFA-Präsident Gianni Infantino.

"Es ist wirklich traurig, wenn man sieht, wenn Gianni Infantino mit irgendwelchen Autokraten dieser Welt vor die Kameras tritt und dann Werbung macht für den Fußball. Es ist einfach so: Fußball ist als Sport und Ereignis mittlerweile so groß, dass man es nicht mehr von der Politik trennen kann. Und der Anspruch, dass man sagt, der Sport hat mit Politik nichts zu tun, der Anspruch ist einfach falsch…" - Sumit Bhattacharyya im FluxFM-Interview

Fußball-WM als Stimmungstest für die sportliche Zukunft

In den Vereinigten Staaten dürfte die kommende Fußball-Weltmeisterschaft der Männer als eine Art Stresstest betrachtet werden. Es ist der Auftakt einer Reihe an internationalen Sport-Events, die in den kommenden Jahren im selbsternannten Land of the Free stattfinden sollen. Während die Austragung der Olympischen Sommerspielen im Jahr 2028 in Los Angeles bereits fix ist, haben sich die USA zusammen mit Mexiko, Costa Rica und Jamaika um die Austragung der Fußball-WM der Frauen 2031 beworben.

Das Interview von FluxFM-Moderator Ron Stoklas mit Sumit Bhattacharyya, USA-Experte bei Amnesty International Deutschland, wurde am 01. Dezember 2025 im FluxFM-Programm ausgestrahlt.