Durch Filme wie Poor Things, Kinds of Kindness und The Favourite hat sich Regisseur Giorgos Lanthimos den Titel als Meister des grotesken Films erarbeitet. Jetzt erscheint sein neuer Streifen: Bugonia! Wie schon bei den letzten Filmen des Griechen mit dabei: Oscar-Preisträgerin Emma Stone. FluxFM-Filmexperte Ron Stoklas mit der Kritik zum Film.

FluxFM-Kritik "Bugonia": Absurd, radikal, typisch Lanthimos

Im ersten Moment haben Bienen, Aliens und die Pharmaindustrie nicht viel gemein – anders sieht es Hobbyimker Teddy. Er ist sich sicher: Der Biomedizin-Konzern Auxolith ist schuld am Tod tausender Honigbienen. Kurzerhand entführt er Firmenchefin Michelle , sperrt sie in seinem Keller ein.

Michelle: "Können wir reden? Bitte, oder willst du…"
Teddy: "Wir müssen nicht reden, weil ich genau weiß, was du sagen wirst! Du wirst sagen, ich befinde mich in einer Art Internet-induzierter auto-hypnotischer Feedback-Schleife, aber genau mit dieser Eierlosen Rhetorik wurdet ihr beauftragt, den menschlichen Aufstand zu neutralisieren."
- Filmszene "Bugonia"

Eine Reise in der Welt der Bienen & Verschwörungstheorien

Und damit Willkommen in der von Verschwörungstheorien geprägten Welt von Teddy. Geht es nach ihm, ist Michelle nicht nur eine eiskalte CEO, die Profite über das Leben von Bienen und Menschen setzt, nein, sie ist eine Alien-Königin in geheimer Mission! Damit sie keine Hilfe rufen kann, schnappt er sich neben ihrem Handy auch ihre Haare…

Michelle: "Wo sind meine Haare?"
Teddy: "Deine Haare wurden zerstört?"
Michelle: "Habt ihr sie abrasiert?"
Teddy: "Ja, wir haben dir die Haare abrasiert!"
Michelle: "Wieso habt ihr mir die Haare abrasiert?"
Teddy: "Damit du keinen Kontakt zu deinem Schiff aufnimmst."
Michelle: "Mein Schiff?"
Teddy: "Dein Schiff."
Michelle: "Welches Schiff?"
Teddy: "Dein Mutterschiff.
- Filmszene "Bugonia"

Emma Stone und Jesse Plemons als Unsympathie-Duo

Es sind Dialoge wie diese, die Bugonia prägen - großartig gespielt von Emma Stone und Jesse Plemons. Zwischen Aluhut-Geschwafel und Corporate-Sprech gibt es dabei keine klare Sympathieverteilung. Lernt man die Figuren und ihre Hintergrundgeschichten kennen, sind ihre Motivationen gewissermaßen nachvollziehbar. Vor allem für Plemons war es eine spezielle Reise - schließlich gehörte die Recherche zu Verschwörungstheorien zu seiner Vorbereitung.

"Ich wusste, dass ich ein paar Rabbit Holes zu Verschwörungstheorien erkunden muss. Das hat mir gezeigt, dass es menschlich ist, sich einer Gruppe anschließen zu wollen, die glaubt, die Antworten zu kennen. Denn wenn man sich der Realität stellt, dass man nichts weiß, ist das echt beängstigend." - Jesse Plemons

© Atsushi Nishijima/Focus Features — Jesse Plemons (l) und Emma Stone (r) bei den Dreharbeiten zu "Bugonia" Atsushi Nishijima/Focus Features

FluxFM-Fazit zu "Bugonia": Absurd, aber menschlich

In feinster Kammerspiel-Manier arbeitet sich der Film an diversen Themen ab. Von der skrupellosen Welt der Superreichen über die Folgen des Klimawandels mit sterbenden Bienen bis hin zu Verschwörungstheorien über Alien, die die Erde indoktriniert haben, und wie Menschen von diesen manipuliert werden. Was absurd und radikal überspitzt klingt, ist im Fall von Bugonia womöglich der menschlichste Film, den Regisseur Giorgos Lanthimos bis dato inszeniert hat.