© Klaus Nielsen
00:00
02:36
 Klaus Nielsen, Pexels

Fromm’s Act: Wie ein Berliner das Kondom revolutionierte | Berliner Schnipsel

Vom Prenzlauer Berg in die ganze Welt: Die Berliner Geschichte des modernen Kondoms.

13.11.2025 Matti Geyer

Berlin ist Start-up-Hochburg – schon seit über 100 Jahren! In der neuen Reihe Berliner Schnipsel stellt FluxFM-Redakteur Matti Geyer jede Woche eine Erfindung vor, die Berlin weltweit berühmt gemacht hat. Den Anfang macht eine besonders praktische Innovation: das moderne Kondom.

Die Geschichte beginnt 1912 mit Julius Fromm, einem jungen Mann aus Polen, dessen Familie ins Berliner Scheunenviertel zog. Nach einer frühen Ehe und der Geburt eines Kindes begann Fromm, sich in Abendkursen mit Chemie zu beschäftigen – und entdeckte seine Leidenschaft für Gummi.

In einem Hinterhof im Prenzlauer Berg gründete er seine Ein-Mann-Firma für Parfümerien und Gummiwaren und tüftelte an einem revolutionären Produkt: dem durchsichtigen, nahtlosen Kondom aus Naturkautschuk. Bisher wurden Kondome meist aus tierischen Materialien wie Schafsdärmen hergestellt. Fromm entwickelte eine Methode, bei der ein Glaskolben in flüssigen Rohgummi getaucht und in Schwefeldämpfen ausgehärtet wird. Sein Produkt nannte er Fromm’s Act – das erste Markenkondom der Welt.

Der perfekte Zeitpunkt für die Erfindung: Im Ersten Weltkrieg wurden Soldaten in Militärbordellen angehalten, Kondome zu verwenden, um Geschlechtskrankheiten vorzubeugen. In den 1920ern, den „Goldenen Zwanzigern“, begann Fromms Siegeszug: Produktionsstätten entstanden in Friedrichshagen, Köpenick und international, 1926 wurden allein 24 Millionen Kondome hergestellt – jedes einzelne wurde kontrolliert.

Doch mit der Machtübernahme der Nazis änderte sich alles: Werbung für Kondome wurde verboten, Frauen sollten möglichst viele Kinder bekommen, und Julius Fromm als Jude wurde gezwungen, seine Firma zu verkaufen. Trotz aller Verbesserungen seiner Produkte half das nichts. Fromm emigrierte nach England und starb kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.