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 Tony Webster from Portland, Oregon, United States

Berlins koloniales Erbe: Wie die Mohrenstraße zu ihrem Namen kam | Berliner Schnipsel

Warum die Mohrenstraße so hieß – und warum sie heute Anton-Wilhelm-Amo-Straße heißt.

17.10.2025 Matti Geyer

Nach Jahren der Debatte wurde die Mohrenstraße in Berlin-Mitte endlich umbenannt – sie heißt nun Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Doch woher kam der alte Name eigentlich? Stadtführer und FluxFM-Redakteur Matti Geyer blickt zurück auf eine dunkle Episode der Berliner Geschichte – und erzählt, warum die neue Namenswahl so bedeutungsvoll ist.

Ende des 17. Jahrhunderts beginnt Brandenburg – der Vorläuferstaat Preußens – als Kolonialmacht aufzutreten. Unter dem Großen Kurfürsten entstehen an der westafrikanischen Küste Handelsstützpunkte, darunter das Fort Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana. Von dort handeln preußische Kaufleute mit Gold, Elfenbein – und mit Menschen. Rund 20.000 Afrikanerinnen und Afrikaner werden in den folgenden Jahren versklavt und in die Karibik oder nach Amerika verschleppt.

Auch in Berlin tauchen Menschen afrikanischer Herkunft auf: als Diener, Musiker oder „Exoten“ an Fürstenhöfen – meist ohne Lohn, oft nach Zwangstaufen. Einige von ihnen lebten zeitweise in einem Gasthaus an einem unbefestigten Weg, aus dem später die Mohrenstraße werden sollte. Der Name verweist auf diese koloniale Vergangenheit – abgeleitet vom lateinischen Maurus und dem griechischen moros, Begriffe, die mit Fremdheit und Herabsetzung behaftet sind.

1706 erhält die Straße ihren offiziellen Namen. Wenig später schickt der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. erneut „zwölf schwarze Jungen“ als exotische Musiker an seinen Hof – sie werden in der Mohrenstraße einquartiert.

Rund hundert Jahre später betritt ein anderer Schwarzer Gelehrter die deutsche Bühne: Anton Wilhelm Amo. Als Kind aus Westafrika nach Europa gekommen, studiert er in Halle und Wittenberg Philosophie, Recht und Medizin – und setzt sich als erster afrikanischstämmiger Akademiker in Deutschland wissenschaftlich für die Rechte Schwarzer Menschen ein.

Heute trägt die Straße seinen Namen – Anton-Wilhelm-Amo-Straße – als Erinnerung an die Kolonialgeschichte und als Zeichen für eine neue Perspektive auf Berlins Vergangenheit.