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Die Weiße Frau – Berlins berühmtestes Gespenst | Berliner Schnipsel

Eine Hohenzollern-Legende, die Jahrhunderte überdauert hat

31.10.2025 Matti Geyer

Die Legende der Weißen Frau gehört zu den bekanntesten Geistergeschichten Berlins – und zugleich zu den ältesten Sagen des Hauses Hohenzollern. Ihr Ursprung führt ins 14. Jahrhundert, auf die fränkische Plassenburg bei Kulmbach. Dort soll Kunigunde, die Burgherrin, aus tragischem Missverständnis ihre Kinder getötet haben. Als sie die Wahrheit erkennt, stirbt sie selbst vor Verzweiflung – und ihr Geist findet keine Ruhe.

Schon bald berichten die ersten Hohenzollern, dass sie Kunigunde als bleiche Gestalt in Weiß gesehen hätten – immer kurz vor einem Todesfall in der Familie. Aus dieser Erzählung entsteht die bis heute überlieferte Sage von der Weißen Frau, die den Tod ankündigt.

Als die Hohenzollern im 15. Jahrhundert nach Berlin übersiedeln, folgt der Spuk ihnen in die neue Residenzstadt. Im Berliner Stadtschloss, in der Zitadelle Spandau und selbst im Nikolaiviertel will man sie gesehen haben. Kurfürst Johann Georg soll sie am 1. Januar 1598 erblickt haben – acht Tage später war er tot. Auch Kurfürst Johann Sigismund flieht der Legende nach nach einer Begegnung mit der Weißen Frau aus dem Schloss und stirbt wenig später.

Zeitungsberichte aus dem 17. Jahrhundert belegen, dass die Geschichte über Generationen weitererzählt wurde. Unter dem Großen Kurfürsten soll die Weiße Frau sogar einen Höfling die Treppe hinuntergestoßen haben, und im 19. Jahrhundert glaubt man, sie vor dem Tod Kaiser Friedrichs III. noch einmal gesehen zu haben.

Ob Warnung, Aberglaube oder Spiegel höfischer Ängste – die Weiße Frau ist längst Teil der Berliner Mythenwelt. Ihr Name steht für den Spuk, der zwischen Geschichte und Legende schwebt – und für die Geschichten, die in dieser Stadt niemals ganz verschwinden.