"My concerts are divided in two parts" | Yann Tiersen im Interview
Über die außergewöhnliche Freizeitgestaltung bei seiner aktuellen Tour, alte und neue Projekte und die Auseinandersetzung seines künstlerischen Erbes
24.10.2025 Wencke Fiedler
Yann Tiersen ist ein französischer Multiinstrumentalist, der mit seinem Mix aus klassischer und elektronischer Musik emotionale, ehrliche Klangwelten schafft und sich bewusst vom romantisierten Bild seiner Filmwerke distanziert.
Zwischen Nostalgie und Gegenwart – Yann Tiersens Musik als ehrlicher Ausdruck menschlicher Emotionen
Yann Tiersen ist wohl einer der bekanntesten französischen Musiker weltweit. Viele verbinden seinen Namen unweigerlich mit dem Soundtrack zu Die fabelhafte Welt der Amélie – ein Werk, das ihn berühmt machte, ihn heute aber eher belastet. Auch für den deutschen Film Good Bye, Lenin! komponierte er die Musik. Dabei umfasst seine Diskografie weit mehr: Seit 1996 hat Tiersen bereits 14 Soloalben veröffentlicht.
Im Herzen ist er ein Punk. Neben dem klassischen Klavier schlägt sein Herz auch für elektronische Klänge – eine Mischung, die sich auf seinem neuen Doppelalbum Rathlin From A Distance | The Liquid Hour deutlich zeigt. Auf der einen Seite stehen minimalistische Klavierstücke, auf der anderen sphärische, psychedelisch- elektronische Kompositionen.
"Da spielen nur Weiße mit"
Tiersen verlor früh seinen Vater, und Musik wurde für ihn zu einer Form der Therapie. Doch er möchte nicht, dass seine Kunst romantisiert wird. In seiner Musik geht es um Verlust, Energieaustausch, ums Tanzen – um das ganze Spektrum menschlicher Emotionen. Vom Film Amélie distanziert er sich heute bewusst. "Da spielen nur Weiße mit. Das hat nichts mit der Realität von Paris zu tun", sagt er. Seine Kunst soll nicht nostalgisch verklären, sondern die Gegenwart widerspiegeln – roh, ehrlich und lebendig.
Im Radio: 23.10.2025, 16 Uhr