
"Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" - Von Lügen und Legenden | Breitbild Filmkritik
Der letzte Film von Regisseur Wolfgang Becker startet ein Jahr nach dessen Tod in den deutschen Kinos
11.12.2025 Ron Stoklas
Mit Good Bye, Lenin! hat Filmemacher Wolfgang Becker 2003 Kinogeschichte geschrieben. Mit mehr als 10 Millionen Besucher*innen - davon fast 6,6 Millionen allein in Deutschland - ist es einer der erfolgreichsten deutschen Filme der letzten 25 Jahre.
Im Dezember 2024 starb Becker im Alter von 70 Jahren, kurz nach dem Ende der Dreharbeiten zum Film Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße. Fast auf den Tag ein Jahr nach Beckers Tod erscheint der Film - auch Dank Unterstützung seiner Wegbegleider - am 11. Dezember 2025 in den deutschen Kinos. FluxFM-Filmchecker Ron Stoklas mit der Kritik zum Film.
FluxFM-Kritik: Wohlfüh-Komödie trifft Mediensatire
Wenn sich der Mauerfall oder die Wiedervereinigung jähren, werden gern faszinierende Geschichten und Personen dieser Zeit gesucht. So auch in Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße. Zum 30. Mauerfall-Jubiläum gerät Videothekbetreiber Micha in den Fokus von Reporter Alexander.
Micha: "Wat suchense denn? Komödie, Drama, Erwachsenenunterhaltung?"
Alexander: "Um ehrlich zu sein, suche ich Sie. Es geht um die Nacht vom 22. Juni 1984. Ein S-Bahnzug fuhr scheinbar einfach so vom Bahnhof Friedrichstraße vom Osten in den Westen. Die sogenannte Massenflucht."
Micha: "Und wat hat dat mit mir zu tun?"
Alexander: "Nicht so bescheiden, Herr Hartung, ich hab die Stasi-Akten gelesen."

Zunächst wenig interessiert, hört Micha dann doch zu - vor allem, weil der (nicht ganz seriös arbeitende) Journalist dem klammen Videothekar ein paar Scheinchen zusteckt. Veröffentlicht wird am Ende eine ausgeschmückte Heldengeschichte im Magazin FAKT - eine Story, die Micha ehrlicherweise nur bedingt in der Form erlebt hat.
Der von Charly Hübner gespielte Micha gibt sich etwas widerwillig seiner Heldenrolle hin, genießt schließlich aber den Ruhm, sitzt zwischen Promis in Talkshows und besucht sogar den Bundespräsidenten. Dabei hantiert der Film in den Dialogen in für Becker bekannter Manier mit Vorurteilen und Klischees, die zwischen Ost und West bestehen.
Brühl, Vogel und Co. - ein letztes Mal arbeiten mit Becker

Dass es den Film in dieser Form überhaupt gibt, ist nicht einfach nur ein Businessvorhaben, es ist ein Freundschaftsakt. Nach dem Tod von Wolfgang Becker Ende 2024 übernehmen Regisseur Achim von Borries und Produzent Stefan Arndt die Fertigstellung des Films. Gemeinsam mit Wolfgans Becker und Regisseur Tom Tykwer hatten das Duo einst die Produktionsfirma X Filme Creative Pool gegründet. Als Wegbegleiter war es laut von Borries das Ziel, den Film in Beckers Sinne fertigzustellen.
Ähnlich fühlt sich auch der Film an - wie ein letzter großer Aufgalopp für Wolfgang Becker. Neben Charly Hübner und Leonie Benesch, für die es die erste Zusammenarbeit mit dem Filmemacher war, ist der Cast mit filmischen Weggefährt*innen gespickt - unter anderem dabei: Christiane Paul (Das Leben ist eine Baustelle), Jürgen Vogel (Das Leben ist eine Baustelle, Tatort: Blutwurstwalzer) und Daniel Brühl (Good Bye, Lenin!, Ich und Kaminski). Für Brühl, der an der Seite von Regisseur Wolfgang Becker mit der Wende-Komödie Good Bye, Lenin! einst seinen großen Durchbruch hatte, war es ein besonderes Anliegen beim Film dabei zu sein, wie er im Rahmen der Deutschlandpremiere erzählte.
"Tatsächlich ist er einer meiner engsten Freunde gewesen. (Eine) Vaterfigur. Er war der Grund, wieso ich überhaupt nach Berlin gezogen bin. Das war während der Dreharbeiten von Good Bye, Lenin!. Er war belesener und intelligenter als die meisten Intellektuellen, die ich getroffen habe in meinem Leben. Und (er) konnte sich für alles begeistern. Und ich finde, dass man das dann auch in den Filmen spürt, die bei allem Tiefgang und aller Klugheit auch immer noch einen komödiantischen, warmherzigen und sehr menschlichen Ton haben." - Daniel Brühl über Wolfgang Becker
FluxFM-Fazit zu "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße":
Ein letzter menschlicher Film a la Wolfgang Becker
Eine Menschlichkeit, die auch in Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße spürbar ist. Die Romanverfilmung ist dabei nicht nur eine Dramedy zum Mitlachen, sondern auch zum Mitgrübeln. Sei es der gesellschaftliche Drang nach Sensationen, die journalistische Gier nach einer packenden Story oder unser Umgang miteinander, wenn es um den Status quo des wiedervereinten Deutschlands geht. Becker hatte ein Händchen dafür, menschelnde Geschichten zu erzählen. So auch dieses letzte Mal.
Film: Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße| Kinostart: 11.12.2025 | Altersfreigabe: FSK 6 | Länge: 113 Minuten | Regie: Wolfgang Becker | Drehbuch: Constantin Lieb, Wolfgang Becker | Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Maxim Leo | Cast: u.a. Charly Hübner, Christiane Paul, Leon Ullrich, Leonie Benesch, Daniel Brühl
Mehr Kino im FluxFM-Programm
Der Breitbild-Beitrag zur "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" wurde erstmals am 11. Dezember 2025 im FluxFM-Programm ausgestrahlt.


















