Wenn das dänische Duo aus Regisseur Anders Thomas Jensen und Schauspieler Mads Mikkelsen zusammen einen Film macht, dann ist klar: Es wird bitterböse! Das haben sie mit Filmen wie Dänische Delikatessen, Helden der Wahrscheinlichkeit und Adams Äpfel gezeigt. Ihr neuer Film Therapie für Wikinger startet am 25. Dezember 2025 in den deutschen Kinos - und die Vorschusslorbeeren können sich sehen lassen. Mikkelsen ist unter anderem als Bester Hauptdarsteller beim Europäischen Filmpreis nominiert. FluxFM-Filmchecker Ron Stoklas mit der Kritik zum Film.

FluxFM-Kritik: Ungleiche Brüder auf absurder Identitätssuche

15 Jahre saß Anker für einen Bankraub im Knast. Wieder draußen will er das damals erbeutete Geld in den Händen halten. Dieses hatte er vor seiner Verhaftung seinem Bruder Manfred gegeben. Das Problem: Der kann sich nicht erinnern, wo er das Geld versteckt hat. Infolge eines Traumas hat er eine dissoziative Identitätsstörung entwickelt – heißt: Er hat eine andere, überraschend prominente Identität angenommen.

Anker: "Wenn ich im Wald an dem alten Eichentisch stehe und in Richtung Haus gucke, wo ist die Tasche vergraben im Verhältnis zum Tisch? Ach hör auf damit Manfred…"
Manfred: "Ich weiß nicht, mit wem du redest."
Anker: "Hör damit auf! Es nervt wirklich! Warum bitte John?"
Manfred: "Ich bin John."
Anker: "Aber warum bist du John?"
Manfred: "Warum bist du Anker? Ist mir egal, was du denkst. Ich bin John."
Anker: "John Lennon?"
Manfred: "John W. Lennon."
Anker: "Oh man, leck mich…"

Es folgt der Versuch, Manfreds ursprüngliches Ich hervorzulocken - auch mit skurrilen Mitteln. So erleben wir die Bildung einer Beatles Formation bestehend aus Erkrankten inmitten der skandinavischen Wälder.

Werner: "Sollten sie nicht alle denselben Song spielen? Wäre das nicht besser?
Manfered: "Ich kann nicht spielen, wenn der hässliche Typ sagt, ich bin schlecht! Die anderen müssen schlechter spielen, dann hat keiner Mitleid mit mir."
Hamdan: "Ich sehe niemanden, der Mitleid braucht."
Lothar: "Wir alle zusammen sind die Besten! Das Ganze war zum Beispiel Ankers Idee, aber hält sich nicht für besser als die anderen. Du brauchst die Menschen, die dir dabei helfen, und du brauchst einen Plan, um es durchzuziehen."
Hamdan: "Also ein bisschen, wie beim Holocaust? Dann bin ich raus!"
Lothat: "Ähm, nein. Ikea wäre das bessere Beispiel."

Jensen im FluxFM-Interview: Das Leben als "chaotischer Mix"

In solchen Momenten bleibt einem das Lachen schon mal im Hals stecken - sei es durch die Dialoge oder weil es sich falsch anfühlt, über eine Erkrankung zu lachen. Auch die Story spielt eine Rolle. Stück für Stück erfahren wir mehr über das Trauma der Brüder. Diesen Mix aus ernsten und satirischen Momenten nutzt Regisseur Anders Thomas Jensen ganz bewusst, wie er im FluxFM-Interview erzählt.

"Für mich ist das Leben so! Das Leben ist nicht nur Drama oder nur Spaß. Es ist ein chaotischer Mix. Und ich liebe Filme, die mit Traumata spielen. Ich liebe die Überraschungen, die ich bekomme. Ich liebe es, wenn ich nicht weiß, ob ich lachen darf oder ob ich weinen soll. Ich liebe das! Im Grunde mache ich die Filme, die ich selbst gern sehen würde!" - Anders Thomas Jensen im FluxFM-Interview

Was für andere die Basis einer tragischen Erzählung wäre, verknüpft der Däne in Therapie für Wikinger mit schrägen Figuren, wie dem großartig von Mads Mikkelsen gespielten Manfred, und bitterbösem Humor.

"Wir machen gerne Filme, bei denen wir vielleicht aus der Stadt gejagt werden. Wir haben einen Deal: Wenn alle nervös sind, läuft es gut! Wir haben so viele Filme gedreht, dass unsere größte Angst ist, dass wir auf Nummer sicher gehen, faul werden und einen schlechten Film machen." - Anders Thomas Jensen im FluxFM-Interview

Im Fall von Therapie für Wikinger muss die dänische Freundesgruppe keine Angst haben, dass sie womöglich aus der Stadt gejagt werden. Der skurrile Clash von Identitätssuche, sensibler Traumaverarbeitung und überraschend blutigem Gangsterfilm funktioniert und macht viel Spaß!