Was für ein Leben
In der FluxFM-Rubrik „Was für ein Leben“ erzählen Menschen ihre außergewöhnlichen Lebensgeschichten – ehrlich, bewegend und voller Geschichte. Wir halten Erinnerungen fest, bevor sie verloren gehen.

Ein junger Chor-Sänger erinnert sich an einen historischen Moment in der DDR-Kirchengeschichte.
23.12.2025 Matti Geyer
In unserer neuen Rubrik „Was für ein Leben“ lassen wir Berliner*innen ihre persönlichen Lebensgeschichten erzählen – besondere Momente, verrückte Biografien, kleine und große Erlebnisse, die Berlin geprägt haben oder nur hier passieren konnten.
Kurz vor Weihnachten haben wir eine Geschichte, die sich genau so anhört, als wäre sie einem Film entnommen – und doch ist sie wahr.
Sie kommt von Ekkehardt Brewing, der Anfang der 1960er Jahre in Ostberlin Lehramt studierte und in der Marienkirche in Mitte im Chor sang. Religion war in der DDR offiziell unerwünscht. Gerade deshalb war die Kirche für viele ein heimlicher Freiraum – und für Ekkehardt der Ort eines Moments, den er bis heute nicht vergessen hat.
Im September 1964 sng er in einer überfüllten Marienkirche, bevor Martin Luther King auf die Kanzel trat.
Der berühmte US-Bürgerrechtler war eigentlich nur im Westteil der Stadt zu Besuch. Doch am 13. September überquerte er spontan den Checkpoint Charlie – ohne Pass, nur mit seiner American-Express-Karte. Die grenzerstaunten DDR-Soldaten ließen ihn durch. Ein geplanter Besuch war das nicht, eher eine friedliche Grenzüberschreitung im Geist der Gewaltlosigkeit.
In Ostberlin war die Überraschung groß: Innerhalb weniger Stunden verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Die Marienkirche und später die Sophienkirche füllten sich bis auf den letzten Platz. Viele, wie Ekkehardt Brewing, kamen, um die Predigt aus nächster Nähe zu erleben.
King sprach über Freiheit, über die Kinder Gottes auf beiden Seiten der Mauer und über die Verantwortung für einander – auch im geteilten Deutschland.
Für die Menschen im Raum waren diese Worte elektrisierend, mutig und tröstlich zugleich. Für einige war es die erste Begegnung mit der Bürgerrechtsbewegung. Für andere die Bestätigung, dass Gewaltlosigkeit eine echte, gelebte Haltung sein kann.
FluxFM-Redakteur Matti Geyer hat mit Ekkehardt Brewing über diesen Nachmittag gesprochen. Darüber, wie es sich anfühlte, als religiöser junger Mann in der atheistischen DDR in einem Kirchenchor zu stehen. Und ob der Staat – oder die Stasi – ihm das jemals zum Problem gemacht haben.

Wir kennen das alle: Wenn man jung ist, will man die alten Geschichten von Mama, Papa, Oma, Opa, Tante oder Onkel oft nicht hören – und irgendwann ist es zu spät.
Deshalb wollen wir bei FluxFM mit Menschen sprechen, die gelebte Geschichte sind. Menschen, deren Biografien berühren, überraschen oder einfach unglaublich sind. Wir wollen ihre Erinnerungen festhalten – für uns, für euch, für die Nachwelt.
Ihr kennt jemanden, der oder die immer verrückte Anekdoten erzählt, Spannendes erlebt hat oder einfach ein besonderes Leben geführt hat? Dann schreibt an matti.geyer@fluxfm.de – vielleicht hört ihr die Geschichte bald bei uns in der Reihe „Was für ein Leben“.
In der FluxFM-Rubrik „Was für ein Leben“ erzählen Menschen ihre außergewöhnlichen Lebensgeschichten – ehrlich, bewegend und voller Geschichte. Wir halten Erinnerungen fest, bevor sie verloren gehen.