FluxFM Berliner Schnipsel
Wir holen Berlins Vergangenheit ins Hier und Jetzt.

Die vergessenen Berliner Erfinder hinter unserem täglichen Fernsehprogramm.
22.12.2025 Matti Geyer
Der Fernseher ist eine der prägendsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts – und seine Wurzeln liegen mitten in Berlin. Ohne zwei Berliner Tüftler würden wir an Weihnachten vermutlich nicht „Kevin allein zu Haus“, „Stirb langsam“ oder „Loriot“ einschalten. Die moderne Fernsehtechnik, wie wir sie heute kennen, wäre ohne Paul Nipkow und Manfred von Ardenne nicht entstanden.
FluxFM-Redakteur und Stadtführer Matti Geyer stellt euch den Winter über Berliner Erfindungen vor. Diesmal geht's um diese beiden Männer:
Paul Nipkow, ein stiller Student aus Berlin-Mitte, saß Heiligabend 1883 allein in seinem möblierten Zimmer, beleuchtet von einer Petroleumlampe. In dieser unscheinbaren Nacht kam ihm der Einfall, der alles verändern sollte: eine rotierende Scheibe mit spiralförmig angeordneten Löchern. Die sogenannte Nipkow-Scheibe konnte ein Bild in Zeilen zerlegen – zum ersten Mal wurde es möglich, Bilder theoretisch elektrisch zu übertragen.
1885 erhielt er dafür das Patent auf sein „Elektrisches Teleskop“, doch damals nahm niemand Notiz davon. Erst Jahrzehnte später wurde seine Idee zur Grundlage der ersten Fernsehsysteme. 1935 eröffnete in Berlin der erste öffentliche Fernsehsender der Welt – benannt nach ihm: „Fernsehsender Paul Nipkow“.
Manfred von Ardenne, ein Forscher und Erfinder aus Berlin-Lichterfelde, setzte die nächste große Stufe. Ab 1928 entwickelte er ein elektronisches Fernsehsystem, das Bilder nicht mehr mit Lochscheiben, sondern mit Elektronenstrahlen erzeugte – schärfer, heller, günstiger und technisch präziser. Sein Verfahren wurde zum Prinzip des modernen Fernsehens.
Auf der IFA 1931 stellte er die neue Technik vor. Die New York Times berichtete darüber auf Seite eins. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von Ardenne mit seinem Labor in die Sowjetunion gebracht und arbeitete dort an der Atomforschung weiter.
Zwei Berliner, zwei geniale Einfälle – und eine Erfindung, die unsere Wohnzimmer bis heute prägt. Ohne Nipkow und von Ardenne gäbe es kein Fernsehen, wie wir es kennen.